El pequeño peruano

Hier findet ihr Berichte, Informationen, Gestaendnisse, Photos und Erzaehlungen; und mit ein wenig Geduld auch immerwieder neue Berichte, Informationen, Gestaendnisse, Photos und Erzaehlungen...

Freitag, März 03, 2006

Was sein musste...

Wahrscheinlich lässt dieser Eintrag anmuten, dass ich hier mehr Tourist als Arbeiter bin; doch das ist ganz und gar nicht der Fall. Nur scheint es so zu sein, dass man mehr über ausserordentliche Erlebnisse zu berichten hat als über eine sich nur langsam verändernde Monotonität; Monoton, nicht weil es langweilig ist, aber weil ich mich mit einem einzigen Thema beschaftige...ein Gefühl wie ein Rudel tanzender Schnecken*.


Lauf der Dinge
Freitag: 4:12 Aufstehen – 7:00 Abflug nach Cusco – Einchecken im Hotel Urpi – von 9:30 bis 22:00 Besichtigung der Ciudad
Samstag: 5:00 Aufstehen – 6:30 Abfahrt nach Ollantatambo (Bus) – 10:40 Weiterfahrt nach Aguas Calientes (Zug) – Besichtigung der näheren Umgebung
Sonntag: 4:30 Aufstehen – 6:00 Busabfahrt zum MachuPicchu – 6:45-14:30 Besichtigung des Machu’s - 14:30 Abstieg zu Fuss nach Aguas – 16:30 Abfahrt nach Cusco – 21:00 Ankunft im Hotel Urpi
Montag: 5:45 Aufstehen, 7:00 Einsteigen in Cusco, 17:00 Aussteigen in Puno
Dienstag: Abfahrt 7:15 von Puno – Ankunft 10:15 in Copacabana
Mittwoch: Copacabana – Puno – Lima – Camino Real um 21:04
…so langweilig kann man eine Reise schildern; doch ich werde mir trotz allem Überdruss die Mühe geben, Euch meinen Trip in den Süden von Peru näher zu bringen.

Cuzco - Ciudad de los Incas
Frisch gelandet und vom Unterdruck aufgedunsen, wurde ich von einer Horde Reiseveranstaltern angefallen. Ich sah keinen anderen Ausweg als mich für die Dienste des einen oder anderen zu entscheiden; und zwar für jenen, der sich ein wenig zurück hielt, weil soeiner mich womöglich nicht dermassen abzocken wird Ich übergab Vidal die ganze Organisation meiner Expedition. Nacht in Cusco, Fahrt nach Aguas, Nacht in Aguas, Auf- und Abstieg mit Bus, Eintritt und Guide für den MachuPicchu und zurück nach Cusco.
Nachdem ich im Hotel Urpi alle administrativ-organisatorischen Mühsamkeiten erledigt hatte, konnte ich aufbrechen um jene Stadt zu erkunden, die am meisten Touristen nach Sudamérica lockt. Cusco, Hauptstadt des Inkareichs und Anschauungsbeispiel für die technologischen Unterschiede jener zwei Kulturen, die damals 1532 zusammenstiessen. Ich liess mir wenig entgehen. Kathedralen, 12eckiger Stein, Plaza de Armas und die unzähligen Ruinen in der Umgebung von Cusco. Für die Besichtung der besagten Ruinen bestand die Möglichkeit, dies berittenen Weges zu tun…diese Entscheidung sollte ich lange zu spüren bekommen.
Jene unter Euch, die schon mal gerittten sind wissen auf was ich hinaus will. Es gibt bekanntlich eine Körperregion, die bei dieser turbulenten Tätigkeit, besonders in Mitleidenschaft gezogen. So kam es, dass ich nicht nur phantastische Landschaften sondern auch eine 5Libergrosse Schürfung an der linken Hemisphäre meines Allerwertesten von meinem Ausritt mitnahm. Im weiteren Verlauf meiner Reise wurde mir bei jeder holprigen Bus- Taxi- oder Mototaxifahrt dieser halbe Tag hoch zu Ross in Erinnerung gerufen.
Über genährten Antiamerikanismus und Höheneffekte
Wenn man und frau von Cusco zum MachuPichu will, muss man das gut 120 km nördlich gelegene Auguas Caliente aufsuchen, welches am Fusse des alten Berges liegt. Mein Reiseorganisator buchte mir eine Busfahrt nach Ollantatambo und von dort einen Zugtrip nach Aguas Calientes.
Im Bus nahm ich neben einer Italienerin Platz, die ich am Vortag in Cusco mit ihrem Freund gesehen hatte. So musste ich erleben, dass die andinische Höhe - neben Lungenblutung, Verdauungsproblemen, cerebrale Implosion und Dir-an-den-Kopf-spickende-Roll-on-Deo-Kugeln – auch Vorteile hat. Denn Allessias (peruanischer) Freund lag höhenkrank im Bett und überliess mir damit den Sitzplatz neben ihr. Ich weiss nicht was Eure kranke Phantasie nun ausbrütet doch die Vorteile waren rein intellektueller Natur. Wir unterhielten uns über Sinn und Unsinn von Reisen, Urlaub und Ferien, über den Checklist-Tourismus** und worin das Urbedürfnis des Weggehens liegt. Im Moment wo ich diese Zeilen schreibe geht es ihrem Freund besser und sie sonnen sich irgendwo an einen nordperuanischen Strand.
In Ollantatambo angekommen wusste ich 2 Stunden warten, weil im Anschlusszug kein Platz mehr gebucht werden konnte. Diese Zeit verbrachte ich mit einem 43jährigen peruo-kanadiert aus Montreal von dem ich erfuhr, dass Ausländer den 5 fachen Preis bezahlen aber dafür in schönen Bussen und Zügen reisen durften.
Im nächsten Gringo-Express durfte ich zuforderst im Zug platznehmen und dies inmitten einem Rudel Amerikaner, die ihrem Programm nachgingen. Ich versuchte mich jeglicher Vorurteile zu entledigen und setzte mich ganz cool in diese busy crowd. Bald wurde ich von meiner Nachbarin gefragt, from where ich sei...Switzerland...oh Cincinaty...no Switzerland, you know; the watches and cheese...oh yeah, I was there in 68 – It’s a quite mordern contry...¿¡quite modern?! Stimmt! Um to be completely modern müssten wir zuerst einen Spitzelstaat errichten, die Todesstrafe und ein 2Parteiensystem einführen, das Gesundheitswesen abschaffen, uns durch militärische statt diplomatscher Präsenz profilieren, der Uno den Stinkefinger zeigen, einen Volltrottel in die Exekutive stellen und die Weltkarte in schwarz und weiss streichen.
Ich hab ihr das nicht gesagt (eigentlich schade); auch weil ich an diesem Punkt unser dermassen blühendes Gespräche mit einem lächelnden Kopfschütteln beendete. Womöglich verstand sie das nicht und wird das Bild der Schweizer in den Staaten ein wenig anschwärzen doch das ist mir piep egal.
Daran möchte ich mit einem kleinen Exkurs über die Verantwortung der Touristen anschliessen. Der Tourist ist Botschafter, Kulturataché, Aussenminister seiner Nation und trägt damit bedeutend zur Idee bei, die sich die Bevölkerung des bereisten Landes von seiner Heimat macht. Kein Wunder, dass alle Japaner mit der Photokamera um den Hals auf die Welt kommen, dass alle Deutschen fette Biertrinker sind und dass die Franzosen sowohl Sprachfanatiker als auch –banausen sind.
Wenn ihr also nächstes mal ins Ausland reist. Bedenkt ab und zu mit welchen Vorurteilen die 7,2 Millionen Schweizer nach Euch zu kämpfen haben werden.

Der Alte Berg (auf Qetchua: Machu Picchu)
Früh ging es los. Hoch hinauf durch den andinischen Nebel. Bilder wie man sie aus dem Fernsehen kennt, nur viel viel viel grösser und wilder. Auch empfand ich die grün-bewaldeten Bergen der Anden nicht dermassen erdrückend wie jene grau-felsigen bei uns; obwohl sie steiler emporschossen und man um deren Spitzen zu sehen Gefahr ging sich den Hals zu brechen.
Schon am Vortag hatte mich eine kindliche Euphorie gepackt; eine Mischung aus indianajones’sche Abenteuerlust und zirkushaftiger Bewunderung. Versucht Euch nun in einen solchen Geisteszustand versetzen und geniesst folgende Bilder.
Einer kommt selten allein
Die Rückfart nach Cuzco war geschmückt mit einem netten Erlebnis. Wieder im Zug zurück nach Ollantatambo – eigentlich – doch mein Ticket gab mir zu verstehen, dass ich bis Urubamba fahren müsse, obwohl alle anderen ausstiegen. Alle? Nicht ganz; vier weitere Personen blieben im Zug zurück. Ich kam mit einer Irin ins Gespräch, welches aber eher als Smalltalk bezeichnet werden könnte. Sie musste danach auch nach Cusco weiter...und so beschlossen wir gemeinsam von Urubamba aus ein Taxi zu nehmen. Aber der Typ dort vorme wolle angeblich auch nach Cusco, er könnte doch mit uns mitkommen. Ich ging ihn zuerst auf spanisch und dann auf englisch fragen ob er damit einverstande sei...doch kaum öffnete er den Mund wusste ich, dass ich es hier mit einem Eidgenossen zu tun hatte. So wurde aus meiner Frage der Anfang eines thurgauisch-zürcherischen Austausches.
In Urubamba angekommen stiegen wir zu fünft aus und ich fragte die 2 übrigen Frauen (auf französisch, da ich sie so zu sprechen hören gemeint habe) ob auch sie nach Cusco müssen...und da klatschte mir ein edles Valliserfranz und ein français fédérale entgegen. Sie kamen aus Sion und Kradolf (¡ einigen werden mit diesem Ort sehr amüsante Erinnerungen verbinden !).
Ziemlicher Zufall für meine erste(n) helvetische(n) Begegnung(en) hier im Lande der Inkas. Oder bloss Beweis dafür, dass Schweizer als einzige die Ticketbeschriftung so ernst nehmen, dass sie auch dann sitzenbleiben wenn sich der Zug leert. Nach Absprache mit Vidal – meinem Reiseorganisator – habe ich erfahren, dass ich eben doch in Ollantatambo hätte aussteigen müssen.

Ein Stadt wie keine andere, zum Glück!
Die Busfahrt von Cusco nach Puno lässt sich am besten mit einigen Bildern erläutern und mit der Anmerkung, dass mir Vidal eine 6-Stopp-Touri-Fahrt gebucht hat. Natürlich gab es schöne Flecken - Dorf mit den Alten Bäumen, andinische Hochebene und der Pass – doch das aufgezungen-interessierte-siiie-Herr-Guide-wie-war-das-nochmal-Gehabe meiner Mitreisenden versaute so manch idyllische Momente.
Doch über Puno will ich so wenige Pixel als nur möglich vergiessen. Denn diese Stadt an den Ufern des wunderprächtigen Lago Titicaca wird seiner Kulisse ganz und gar nicht gerecht. Ich verbrachte dort eine Nacht im zugegebenermassen friedlichen Hostal Bahia um so schnell wie möglich nach Bolivien aufzubrechen

Bolivianische Inseln, Tempel und Ausgänge
Evo’s Land ist anders als jenes von Alejandro. Evo’s Land hat eine andere Währung als jenes von Alejandro. Evo’s Land fängt mit B an und jenes von Alejandro mit P. Und Evo’s Land hat dreimal weniger Einwohner als jenes von Alejandro.
Aber das wenige, das ich von Evo’s Land gesehen habe, hinterliess in meinen Erinnerungen und meinem Tagebuch eine Fülle von Eindrücken und Einträgen. Ja Bolivien ist ein schönes Land, zumindest der winzige Zipfel am Titicaca See namens Copacabana. Der nebenbei auch allerwichtigster Wahlfahrtsort Boliviens; mit seiner maurischen Basilika und zahlreichen Wundern.
Ich bereiste diesen Nippel im bolivianischen Seebusen aus visatechnischen Gründen und bereute es schnell nur einen Tag dafür eingeplant zu haben. Egal, ich traf den Quebecois aus Auguas Caliente und wir füllten unseren Tag mit einer Fahrt zur Isla del Sol und sonstigen Tourikram. Als wir unsere Hospedaje – nachdem wir uns zum zweitenmal umziehen durften*** – am Abend verliessen, trafen wir 3 brasilianische Kollegen von Olivier. Mit Ihnen gingen wir Pizza und Bier geniessen um danach genährt in ihrem Hostal unterzukommen.
In ihrem dormitorio verwandelten wir Eimer, Schubladen und Bettgestelle in Perkusionsinstrumente und begleiteten damit einen der Rionesen auf seiner komischen Gitarre. Ich gab meine schweizerdeutschen Texte zum besten, Olivier rappte auf „französisch" sich die Seele vom Leib und es klang gut. Wenn ich nicht so bescheiden wäre, würde ich sogar behaupten, dass wir an jenem Abend des 28.Februars eine neue Musikrichtung gegründet haben.
„N’Sagga"****


Bestechung und Wetterkapriolen
Der bolivianische Schlaf endete mit dem Einsetzten eines tosend-rauschenden Getöse, das ich erkannte aber nicht wahrhaben wollte. Als ich meinen brummenden***** Schädel und dessen sieben Öffungen zum Fenster hin bewegte durfte ich mit Erleichterung feststellen, dass mich das Schweizer Wetter nicht vergessen hatte. Es hagelte in Strömen vom dunklen Himmel herab.
Würde ich nach Puno zurückkehren können? war die Strasse noch befahrbar? Fragen, die mich dazu bewogen sobald als möglich aufzubrechen. Und so war ich bald bereit mich mit den stürmischen Naturgewalten zu messen; Von Kopf bis Fuss in wasserdichte Textilien gehüllt verliess ich Copacabana Richtung peruanische Grenze.
Bei der bolivianischen Auswanderungsbehörde legte ich meine Papiere vor um den nötigen Stempel in mein neutral-rotes Büchli zu bekommen. Doch der Beamte wollte mir diesen nicht geben. Ich müsse 24 Stunden in Bolivien bleiben um wieder auszuwandern, das hiesse bis etwa 10 Uhr… aber Señor, tengo mi avión a las 4 en la tarde de Juliaca… auch dieses Argument liess ihn kalt. Ich musste ihm zu verstehen geben, dass ich jetzt weiter musste sonst würde ich die Nacht am Flughafen verbringen…no hay una otra posibilidad…? Da schien er sich urplötzlich an den Paragrafen soundso zu erinnern und behauptete, dass mit 30 Bilivianos (5CHF) die Sache geregelt sei. Ich bezahlte – und als ich keine Quittung bekam war mir klar, dass ich soeben einen bolivianischen Zollbeamten bestochen hatte. Oder waren ihm bloss die Quittungen ausgegangen?

Die Antwort der Woche

Nein ich sass nicht im Bus der zwischen Cusco und Puno verunfallte; wäre ich ein Tag länger in Cusco geblieben vielleicht schon. Doch lasst Euch gesagt sein, dass Busunfälle in Peru an der Tagesordnung sind. Und die Nachricht überquert den Atlantik und den Panamakanal erst wenn einer von uns Bleichgesichtern unter den Opfern ist. Also bitte keine Sorge.



*Der Vergleich hapert ein bisschen, aber ich traue Euch das Nachempfinden dieses Gefühls zu.
**Der Chjecklist-Toursimus ist jene einfältige Art von Tourismus, die darin besteht sich an den schönsten und (v.a.) bekanntesten Orten der Welt ablichten zu lassen um danach I was there sagen zu können. Und dieses mal bin ich aus Zeitmangel einer von diesen CL-Touris.
***Die semana santa ist gerade zu Ende gegangen und in ganz Peru und scheinbar auch Bolivien ist es der Brauch sich in jeder erdenklichen Art nasszuspritzen. Von der klassischen Wasserpistole über die hinterhältigen Wasserballone bis hin zu den barbarischen Wasserkübeln ist alles erlaubt. So kam es, dass wir Gringos an diesem Tag zweimal Opfer einer dieser – eigentlich lustigen – Attacken waren – hätten wir bloss nicht beide einen Fotoaparat im Rucksack gehabt.

**** das "N'" steht für die afrikanische Buschtrommel Tendenz, "Sa" für die heissen Sambarhytmen und "gga" für den markanten Einfluss des Ragga im N'Sagga.

*****Ein Umstand den ich eher der Cerveza vom Vorabend als der Höhe zuschreibe

Bildiographie:

1) Dieses Gefährt entdeckte ich in AguasCaliente auf einem stillgelegten Geleise

2) Der legendäre Felsen, ohne welchen die halbe Stadt zusammenstürzen würde...oder fast

3) Baby Alpaca, das uns Gringos zur Schau gestellt wurde

4) Der alte Baum von dem später die Rede sein wird

5 - 9) Bedürfen keinerlei Kommentar

10) Fahrt von Cusco nach Puno über den Altiplano

11-13) Passhöhe, noch mehr Altiplano und besichtete Inkaruine

14) Kathedrale im maurischen Stil in Copacabana

15) Blick von der Isla del Sol

16) Beweis für die klimatischen Tücken der bolivianischen Hochebene

Donnerstag, Februar 23, 2006

Von Dingern und anderen Sachen

H5N1...ä Chleidermarke, oder?

Kürzlich stach mir eine Bild auf CNN ins Auge, welches mir bekannt war, aber nicht in diesem Kontext. Es war eine eingefärbte Karte Europas und in deren Mitte eine kleine Insel, deren Umrisse uns allen bekannt sein sollte. Nein es war nicht die EU, welche rot leuchtete... sondern jene Länder welche von der Kükenpest befallen sind.
In den dreieinhalb Jahren unseres Studiums wurde uns (von Hr. Gigon und Furrer) nähergebracht, welch grosse Bedeutung die Schweiz für die Vogelwanderungen hat. Aus der ganzen Welt kommen die Vögel hierher um sich unter anderen im Greifensee für weitere 10'000e Kilometer zu stärken. Und wie kommt es nun, dass jeder tote Vogel an einem Angelhaken erstickt oder sonst wie verendet ist?
Ok, die Schweiz ist klein, und die Wahrscheinlichkeit dass ein Zugvogelschiss die Schweiz trifft ist unsignifikant winzig. Ganz bestimmt ist den Vögeln ebenfalls nicht entgangen, dass sie sich in neutralem Luftraum befinden und damit sanktioniert würden, wenn sie sich ihrer Stoffwechselprodukte entledigen würden.
Aber dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass da etwas faul ist. Hat Roche urplötzlich erkannt, dass es nie und nimmer den Weltbedarf mit Tamiflu decken kann? Wäre eine nationale Panikatacke nicht das schädlichste für die dermassen boomende Wintersport industrie? Und es stehen sicher wieder Abstimmungen bevor?
Vielleicht sollten wir Medienmanipulation und Vertuschung nicht ins Reich totalitärer Regime schieben...sondern sie auch bei uns vermuten. Soviel zur neusten Verschwörungtheorie aus dem Hause Shapira.
Skepsis ist kein Recht sondern eine Pflicht.
Die Frage der Woche
Hoffen auf Godo
Der weltbekannte und oft verschriene „Mañana-Effekt", der in allen hispanophonen Ländern dieses Planeten herrscht ist Gegenstand meines heutigen - womöglich rassistisch anmutenden - Ausrutschers.
Vielerseits wurde und wird immernoch behauptet, dass der Grund dafür im Klima zu finden sei; die hiesigen Temperaturbedingungen liessen keine speditiv germanische Arbeitsmoral zu. Aber das ist alles Blödsinn. Die Antwort ist keine klimatische oder kulturelle sondern eine linguistische. Und zwar liegt die Erklärung in einem einzigen Wort. Ein Wort welches meiner Meinung nach jedermanns Leben bestimmt. Das Warten. Im deutschen „warten" wird ein Ende dieses Umstandes sugeriert: Ich warte bis Du kommst... Im Spanischen aber wird kein Ende des Wartens inbegiffen; denn esperar heisst sowohl warten als auch – wie dem französischen zu entnehmen - hoffen. Somit kann ich nur hoffen, dass du kommst.
Da liegt der Unterschied. Und bei längerer Betrachtung und Reflektion wird uns klar wie bedeutend dieser winzig kleine Unterschied ist. Er taucht uns in eine vollkommen andere Weltanschauung als der unseren ein, die uns nur wage erahnen lässt wie sehr sich das Leben hier von unserem unterscheidet.
Wenn das Warten – welches jede Sekunde unsere Lebens ausfüllt – sich in ein Hoffen verwandelt, werden wir von einer gewissen Abhängigkeit – die mit dem Warten verbunden ist – erlöst. Wir dürfen hoffen und müssen nicht mehr warten. Das Hoffen ist eine persönliche Angelegenheit. Es besteht kein Zwang darin.
Gerade heute war ich im Ministerio de Migracion für Visa-Angelegenheiten. Ich wurde von Schalter zu Schalter geschickt um mit jenem Formular das andere einzulösen. Hätte ich warten müssen, wäre ich durchgedreht; aber nein ich durfte hoffen. Wer weiss vielleicht klappts diesmals? Hoffentlich kommt nichts dazischen? Señora hoffen sie auch schon lange?
Und genau dort auf einem Stuhl in einer riesigen Wartehalle, zwischen einem schwiztenden Columbianer und einem vergammelten Sandwich, kam mir die Erkenntnis; ¡Herueka! Wenn man hofft statt zu warten, wird das Leben zum Glauben und der Alltag zum Gebet.
Aber wie alle Überzeugungen und Einstellung birgt auch diese eine Gefahr; und zwar jene, dass man dazu neigt sich jeglicher Verantwortung zu entziehen. Man übergibt zu vieles dem Schicksal und geht das Risiko ein vorsichhinzu lamentieren. Nichts gegen Schicksal – ich selbst als bekennender Schicksals-Verfechter weiss dass es dieses gibt. Aber dieses kommt erst dann zum Vorschein wenn wir alles menschenmögliche getan haben um das vermeindliche [Schicksal] abzuwenden.
Doch dies sprengt bei Weitem den ursprünglichen Rahmen meiner soziolinguistischen Entdeckung. Stellt jedoch ein weiteres Einsatzgebiet für unsere zahlreichen arbeitslosen Ethnologen dar. Gruss an die gewisse Strasse in Egg.
Hiermit übergebe ich Euch diese Gedanken, welchen es sich vieleicht lohnt nachzugehen.
Auf nach Cuzco und so

Es ist wieder so weit, ich darf endlich das heisse, feuchte, lärmige, chaotisch Lima hinter mir lassen um ein bisschen des Touristenlebens zu fröhnen. Morgen um 7:00 startet mein Flugzeug nach Cuzco. Dort werde ich mich knipsend auf die Suche nach all den Perspektiven machen, die man aus dem Fernseh und Büchern kennt: Kathedrale, 12-eckiger Stein, Machu Pichu und und und...Und überhaupt ich will Euch gar nicht zuviel verraten...ihr kriegt es eh nächste Woche zu lesen. Und ich kann Euch jetzt schon warnen es wird ein bastante largo Eintrag mit muchos Bildchen.
Bildiographie:
1) Selbstportrait im Zwielicht
2) S/. 239,740.20 Soviel wird die Renovation der Plaza Union Europea kosten! Hier wird tatsächlich jeder Batzen 2mal gekehrt. Ob sich die Schweiz daran ein Beispiel nehmen sollte?
3) Und das wohl langerwartete Bildli von Karina, hinter ihr die Miss und rechts ein - komisch grinsender zuvielsonneabkriegender - Fremder.

Dienstag, Februar 14, 2006

Schon 2 Monate in Peru und dies am Valentinstag

Das Ziel, welches zum Weg führt

Unter den ganzen literarischen Hoch- und Tiefflügen, die ich Euch quasiwöchentlich durch den Äther schicke, ging verloren wofür ich eigentlich hierher genkommen bin. Ich absolviere mein obligatorisches Berufspraktikum meines Studiums mit der spanischen NGO CESAL. Ich hatte die einmalige Chance mein Projekt mehr oder weniger selbst zu gestalten ohne dabei natürlich die Interessen der NichtGovernementalenOrganisation zu vernachlässigen.
Im Jahre 2002 beziehungsweise 2004 wurden im Lurigancho-Chosica-Distrikt (Region und Provinz von Lima) einerseits 40 Häuser mit ökologischen Sanierungsanlagen (sistema ecologico) versehen und später anderseits 96 mit einer gemeinschaftlichen (sistema condominial) Anlage. Ich fand meine Aufgabe darin, diese zwei Systeme auf technische, ökonomische, soziale und ökologische Aspekte hin zu untersuchen und soweit möglich zu vergleichen. Ein Hauptanliegen der NGO ist dabei ausfindig zu machen wie flexibel die jeweiligen Anlagen in deren Implementierung in anderen Gebieten sind. So weit so gut.
Es stellte sich nun heraus, dass beim sistema condominial massive Unterhalts- und Konstruktionsmängel auftauchten, was ständige Veränderungen mit sich zog. So wurde zum Beispiel bei der Bodenprobe – welche bis in 7m Tiefe hätte reichen sollen – Geld und 5m gespart; wobei ganz unterging, dass der Untergrund nicht sandig sondern lehmig ist. Dadurch musste die Ursprungsidee, das gereinigte Wasser in den Untergrund versickern zu lassen gründlich überdacht werden und führte dazu, dass nun diese Sickerstollen in Chlorbehandlungsbecken umfunktioniert wurden. Das Chlor ist nötig, da der miese Unterhalt der Anlage, in Folge mangelnder Unterweisung des Personals, den ganzen Reinigunsprozess unterbrach. Damit entdeckte das Wartungspersonal das Hypochlorid als Wundermittel und setzte es bei der geringsten Geruchsentwicklung gnadenlos ein. Dies leider auch in der biologischen Stufe der Anlage, was die ganze Bakterienfauna killte und die gesamte Anlage zum Erliegen brachte. Dies liegt nun bald 3 Monate zurück. Eine Zeit in der das Personal gründlich instruiert wurde, die lieben Bazillen sich erholten und eine Pumpe installiert wurde, welche das gereinigte Wasser zurück in den kontaminierten Kanal führt.
All dies um zu sagen, dass es unglaublich schwer sein wird, diese zwei Systeme 1:1 zu vergleichen – doch was wär ein Leben ohne Herausforderungen? Graue Zuckerwatte!
Soviel zu den technischen Aspekten; die ökonomischen habe ich beinah gelüftet und die sozialen bedürfen noch einer Umfrage. Warte nur noch auf grünes Licht eines „dirigente" um im seinem Sektor die Leute ausquetschen zu dürfen. Damit nicht genug; derzeit durchkämme ich das Wörldweidwäb nach Adressen von Laboratorien, die in der Lage sind alle meine Wasseranalyse-Wünsche zu erfüllen. Nicht leicht, bei der Fülle an Untersuchungen, die ich benötige.
Achtung, jetzt wird’s langweilig – darum mache ich hier einen springenden Punkt mit den Worten: Es tut gut, gebraucht zu werden!
Idyllische Ungleichheit

Vergangen Freitag hatte ich mich entlich entschieden nach Barranco auszugehen, in jenes Quartier, welches …. Am meisten zu bieten hat. Doch nicht alleine; ich chloss mich einer franco-argentinisch-peruanischen Ausgehfraktion an, mit welcher wir zuerst in Luis’ neue Wohnung abstiegen um später dann im el „Bierhaus" unterzukommen.
Der Eintritt in diesen Party-Spelunke, welche übrigens auch dem Niederdorf alle Ehre gemacht hätte, war für Ausländer gratis (das nenn ich eine gelungene Intergrationspolitik). So wurden urplötzlich alle Peruaner in unserer Gruppe zu Brasilianerinnen und Venezuelanern. Es war laut, heiss, gedrängt, stickig, verraucht…normaler Ausgang halt*. Hier aber war die Musik auf uns nichtszahlende Bleichgesichter zugeschnitten, womit dieser Ausgang Einzug auf meine „Heimweh-erzeugende-und-in-Zukunft-zu-vermeidende-Sitruationen"-Liste bekam. Und nicht nur der Musikwegen fühlte ich mich ein wenig wie zuhause; sondern auch die bottom-up Perspektive liess mich in guten alten Zeiten schwelgen. Wie mir Till vor meiner Abreise bemerkt hatte; werde ich hier wohl kaum so pequeño sein, wie die meisten** mich kennen – und dabei hatte er Recht.
Auch aus diesem Grund, verlor ich nach meinem ertsen Barbesuch meine Sippe aus den Augen, und dies bis heute.
Egal, dann schwing’ ich mein Tanzbein auch alleine, was aber definitiv eine Unmöglichkeit ist. Mit 200Leuten auf 20m2 ist man nicht alleine, so befand ich mich urplötzlich in Begleitung einer Peruanerin, welcher ich, mehr oder minder freiwillig, meinen Gin Tonic auszutrinken anbot. Karina***, war mit Ihrer ponischen Kollegin unterwegs und hatte ebenfalls ihre Leute verloren. So kam es, dass ich fürs Wochenende nach Aucun eingeladen wurde.
Wie abgemacht, machten wir tagsdarauf am besagten Ort ab, um eine 2stündige Combifahrt auf uns zu nehmen... und dies zur Unsumme von umgerechnet 80 Rappen. Karina, hatte bereits erwähnt, dass es sich um eine Wohnung ihrer Familie handelte, doch nicht, dass ihr Vater Admiral ist und dass ich das Wochenende auf einem Marinestützpunkt verbringen werde. Nach einem westbankwürdigen Checkpoint und einer weiteren halben Stunde Mototaxi, eröffnete sich uns die Sicht auf eine paradiesische Bucht, wo Bungalows, Swimmingpool und Palmen der Wüste den Platz streitig machen. Alle in zivil - trotzdem liegt ein hierarchisch-elitärer Duft in der Luft. So bewohnt Karinas Familie eine grössere Wohnung als jene der tiefergradierten Offieziersfamilien. Es wurde nicht salutiert, doch man liess es sich ansehen welchen Grad man bekleidet.
Abgesehen davon, dass meine Pazifistenalüre nicht gut ankam und ich eh nicht so der Am-Strand-braten-Typ bin, nahm ich leider noch weitere schlechte Erinnerungen mit nach Lima.
Hier ist nicht alles Friede Freude Eierkuchen. Ich musste miterleben wie das Personal der Anlage aufs übelste schikaniert wurde, wie dieses sinnlos herumgehetzt wurde und wie sich die Gäste keine Gelegenheit ausliessen ihre offensichtliche Überlegenheit zu demonstrieren; egal ob Opa, Mutter oder 5jähriger. Dies war mir auch schon in Lima aufgefallen, doch hier konnte ich nicht wegschauen. Meine humanistisch-rationale Erziehung bewegte mich dazu, eine Erklärung auf dieses Verhalten zu suchen. Ich vermute sogar, dass auch der ausgesprochene Sinn für Gerechtigkeit, den ich damals in Ayacucho zu spüren bekam, eine Erklärung in dieser Antwort findet.
Man muss wissen, dass Peru bis vor kurzen zu einem grossen Teil in der Hand des Sendero Luminoso war; eine terroristische Organisation, welche jahrelang Angst und Schrecken verbreitete. Dies ist nun vorbei und die Peruaner entdecken neue Freiheiten und setzen alles daran ein besseres Morgen als Gestern zu haben. Mit den neuen Freheiten, kamen auch neue Möglichkeiten. Die erlangene Sicherheit machte unzähligen Clubs**** den Weg frei, welche nun die ganze Küste privatiert haben. Aber es ging zu schnell. Keine Zeit sich daran zu gewöhnen, es ist ein stetiger Wandel in welchem man von Privilegien überrumpelt wird und diese nicht handzuhaben weiss.
Womöglich habe ich hiermit gar nix beantwortet sondern nur Verwirrung und Kopfschütteln gesäht (sofern man schüttelnde Köpfe sähen kann). Aber vielleicht findet man in diesem Liberalismus-Keimling einige Erklärungen auf Fragen die sich beim Anblick reifer und dekadenter Gross-Marktwirtschaften stellen.
Ich weiss nicht was ich alles von diesem Urlaub in Erinnerung behalten werde; eines aber ganz sicher. Am Samstag Abend machte mich Karinas Bruder auf eine Lady aufmerksam, die sich zugegebenermassen sehr vorteilhaft präsentierte und ganz klar der Mittelpunkt der Gruppe dort drüben war. Auf meine stümperhafte Nachfrage hin, wer das sei, darf ich mich nun glücklich schätzen an jenem 11.Februar die Miss World 2004 Maria Julia Mantilla Garcia gesehen zu haben.
Damit kann ich diesen Bericht mit einer hübschen Nachricht beenden.
Frage der Woche

Auch diese Woche beschäftige ich mich mit einer fundamental-essentiellen Frage.
Warum sind Wattestäbchen auf der ganzen Welt blau? Vermittelt die Frabe blau ein Gefühl von Reinheit und Frische? Sind diese Stäbchen blau, weil sie das Halsshakra – welches bekanntlich blau leuchtet – aktivieren, und damit die Ohren entstopfen, so wie wir auch für den Druckausgleich bei einer Passfahrt tief schlucken müssen? Blau ist auch die Farbe der Ruhe, der Erholung und der Entspannung, welche wir dringend benötigen bei dem mühsamen Gegrübel, das beim kleinsten Fehler buchstäblich ins und durchs Auge gehen kann.
Aber womöglich ist es nur eine Frage der Ästethik. Im Zeichenunterricht haben wir gelernt, dass Komplementärfarben sich gegenseitig ergänzen – da nun Ohrenschmalz in den Farben Gelb bis Orange vorkommt ist es naheliegend die Stäbchen blau zu färben.
Doch all dies ist nur vagste Spekulation!
Auflösung letzter Woche:
Der Minutenzeiger ist so lang, damit er die Minutenskala erreicht. Aber wie ein fleissiger Abonent bemerkte; sei mir das womöglich entgangen, da hier diese vier Striche zwischen jeder Zahl, nur der Dekoration dienen und damit genausogut weggelassen werden könnten.
Ich freue mich schon auf die 7 ab 7 Forchbahn!

...?
Einige fanatisch Leser haben ihre Sorge bezüglich meines letzten Eintrages bekundet. Bis anhin weiss ich nicht mehr als ihr. Habe keinen weiteren Anruf erhalten und bin so oder so dermassen vom Alltag eingenommen, dass mir all das irgendwie gar keine Sorgen macht.
Es geht mir gut, da könnt ihr sicher sein. Hoffe es geht Euch allen genauso wie mir.
Grüesse in die weite schöne Welt - oder was wir von ihr übrig gelassen haben.
Hasta pronto
gL.


*ich heiss nicht woher dieser linguistischer Krüppel her kommt; habe aber keine adequate Übersetzung ausfindig gemacht. „Eben" triffts es halt nicht ganz.
**Special-Thanx to all people shorter than me. But how K. F. from E. b.Z would say: I’m not small, I’m just concentrated.
***Ihren Namen erfuhr ich gut eine Stunde später als wir uns zu dritt an einen von den dröhnenden Beats verschonten Tisch setzten.
****In Peru findet man unzählige Clubs (öffentlich oder privat) in welchen man sich sportlich, künstlerisch oder auch gar nicht betätigen kann. Meist am Meer gelegen und immer als Hochsicherheitstrakt gestylt.
Bildiographie
1. Einmal mehr hat sich ein Blick aus dem Fester gelohnt. Diese zwei Männer verbildlichen die peruanische
Arbeitsmoral und deren Sicherheit ziemlich treffend.
2. Ein Bild unter vielen der Miss 2004 - eigentlich sollte auf Karinas Kamera eine Trophäenbild mit uns beiden sein...und andere Zeugnisse meines Militärurlaubs - liegen aber noch nicht vor.
3. Damit ihr nicht vergesst, dass es Zürich auch schon ohne Schnee gab :-)

Mittwoch, Februar 08, 2006

Dies und jenes und einiges mehr

Man säht was man erntet – wer’s glaubt!

Um genau 7:01 klingelte es energisch an meiner Tür, das erste mal seit ich hier eingezogen bin – sonst hole ich die Leute unten am Eingang ab. Ich war gerade aufgestanden, oben ohne, mit offenen, verzausten Haaren schloss ich beide Schlösser an meiner verschlossenen Tür auf. Ein Mann in Schutzkleidung stand vor mir und erklärte mir, dass er mir sogleich den Strom abstellen wird. Ich hatte die Stromrechnung vor einer Woche bekommen und wartete die restlichen ab um alles auf einmal im Supermarkt einzuzahlen. Ich wendete ein, dass es doch erst eine Woche her sei und... 2 Monate, Junger Mann! Wie ich im Moment aussah, konnte ich ihm schwer verständlich machen, dass ich ein gewissenhafter Rechnungszahler bin und, dass ich erst seit einem Monat hier bin. Also liess ich es geschehen, bekam jedoch den Hinweis, dass bei heutiger Zahlung der Strom am Abend wieder aufgedreht werden könnte. So ging ich mit der Rechnung runter und erklärte alles meinen Portiers (welche zu dieser Stunde noch zu zweit da waren), der eine griff sofort zum Telefon und verständigte meine Vermieterin über die Schulden welche mir mein Vormieter vererbt hatte. Und Franz begleitet mich mit Werkzeug bewaffnet zurück in den vierten Stock. Ich verstand nicht ganz, als er an der Tür der Wohnung 401 klingelt...als dort niemand antwortete folgte ich ihm zum Sicherungskasten, wo er Sicherung Nr. 401 herausriss und kurzerhand – funkenstreuend – im 406 einsetzte. Mit dem Finger auf den Lippen gab er mir zu verstehen, dass dies unter uns beiden bleiben sollte... seine offiziellen Worte waren jedoch: „damit Du Dir warmen Kaffee machen kannst“
Als ich zurück in mein Zimmer kam, geisterte mein Vormieter mir in meinem Kopf herum – was für ein Typ zahlt wohl seine Rechnung nicht... - als plötzlich das Telefon mich aus den Gedanken riss.
Eine Männerstimme stellte sich als Direktor irgendeiner Organisation vor und fragte mich wie die Geschäfte laufen, wie viel ich schon verdient habe 20'000, 30'000?
Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich wohl der falsche Adressat bin und dass ich nicht verstehe worauf er hinaus wolle - darauf hin beschimpfte er mich aufs übelste. Ich antwortete nicht und wartete bis er auflegte. Mein Puls raste.
Ich ging runter und fragte die Portiers, was sie genau über meinen Vormieter wüssten. Es sei ein Typ gewesen, der einer venezolanischen Firma angehörte und sei irgendwann ohne Spuren zu hinterlassen gegangen ...ich malte mir die aller übelste Deckfirma mit Hauptsitz in einer schmuddligen Lagerhalle irgendwo im dichtesten Urwald aus. Schlief ich noch? Wer war diese Person? Wohl ein Mensch, dem man ungern den Rücken kehrt? Vieles ging mir erneut durch den Kopf. Ich war wach, hellwach! Kein Film, keine üble Serie, alles echt und ich bin live dabei. Verrückt!
Die Portiers haben mir jedoch versichert, dass ich nichts zu befürchten habe und womöglich hatte sich jemand bloss verwählt.


Buschbrand

Dies soll keine Abhandlung über die Pressefreiheit und deren Grenzen werden. Doch ich würde gerne meinen Kommentar zu den Bildern, die momentan die Welt erschüttern und blenden, abgeben. Tausende aufgebracht demonstrierende Muslime, brennende Botschaften und Fahnen prägen seit bald 2 Wochen die Medienlandschft.
Mit bedauern sehe ich mit an, wie die islamische Welt abermals der Überreaktion bezichtigt wird. Wie die christliche Welt sich darin bestärkt sieht den wahren Glauben innezuhaben. Was aber meiner Meinung nach zu selten zu Sprache kommt, ist dass der Prophet Mohammed mit seinem Bombenturban ein weiterer Tropfen im überlaufenden Fass ist und unsere Entschuldigungen einer auf den heissen Stein. Die islamische Welt ist seit „Neinilewen“ Gegenstand täglicher Diskussionen und Kontroversen. Seit bald viereinhalb Jahren werden die Unterschiede zwischen unseren Kulturen ausgeschlachtet und mit Weltkonferenzen thematisiert. Dies unterstreicht jedoch umsomehr unsere Unfähigkeit mit dem „islamischen Problem“ umzugehen. Ein Problem, welches eher doch als Herauforderungen angesehen werden sollte, die Kernaussage und Gemeinsamkeit aller Religionen ein für allemal zu beleuchten.
Ich bin nicht in der Lage und der Position irgendeine Stellung für oder gegen diese oder jene Glaubensrichtung einzunehmen. Ich weiss nicht ob der Islam ein Recht hat sein Mittelalter zu leben. Ich kann nicht sagen ob man Heilige Schriften und deren Auslegung in gut und böse einteilen kann und darf.
Ich weiss nur, dass wir unter jeder Burka einen Sprengsatz und hinter jeder Moschee ein Al-Kaida Rekrutierungscamp vermuten. Nicht weil wir Rassisten sind, sondern weil dies zu einer allgegenwärtigen Realität wurde, die lange nicht der Wahrheit entspricht.
Ich beschuldige niemanden genauso wie ich niemanden verteidige. Obwohl mir einst eine, mir Nahe stehende Person, sagte; wer zu verstehen versucht, verzeiht.
Was wenn Al-Jazhi’ra Bilder von Jesus am Hakenkreuz publizieren würde? Wenn die Teheran-Post Benedikt XVI als lüsternen Kindergärtner darstellte? Und dies nur weil ein gewisser Herr Baum (Name d.Red. bek.) mit hunderttausenden Soldaten am anderen Ende der Welt mit Krieg ganze Regionen destablisiert…aber hier muss und werde ich enden.
Was ich sagen wollte ist, dass Geschichte nicht als tägliches Actio=Reactio betrachtet werden kann. Sie ist ein interaktives Ding, das sich weniger als und lieb ist um die Zeit kümmert…

…zumindest glaube ich das zu wissen :-)


Verkehrt verkehrt (Ode an den limanesischen Strassenverkehr)

Oh Du,
Bist Du im Stoss- endest Du garantiert im -Chaos
Ohne -Inseln und -Zeichen ist dein -Aufkommen gross
Deine -Mittel sind öffentlich- und individual-
Ohne -Regeln und -Ampeln wirst Du allen fatal
Forderst -Opfer und -Sünder nach jedem –Zwischenfall
Deine -Teilnehmer und –Polizei Protagonisten in jedem -Unfall
Doch mit deiner -Beruhigung kommt deine -Sicherheit
30 km/h in deinen -Adern bringt längst keine Einigkeit
Ja Du.


Die Frage der Woche

Warum ist der Minutenzeiger länger als der Stundenzeiger einer Uhr?
Hat sich jemals jemand diese Frage gestellt. Ich bin sicher, dass im vévévé eine Antwort darauf zu finden ist, und diese wird lauten: Vor 439 Jahren als der englische blablabla… und genau da liegt der Punkt. Damals hatte man noch keine Sorgen wie heute. Heute im Zeitalter der Energieknappheit sollte man sich ernsthaft die Frage stellen wie viel Energie mit einem kleineren und leichteren Minutenzeiger eingespart werden könnte. Auch der Sekundenzeiger sollte meiner Meinung gekürzt werden. Wenn man Tausende Arbeitsplätze und Löhne kürzen kann wieso nicht auch diese zwei temporalen Pflöcke?
Nur soviel dazu, dass grosse Dinge im Kleinen beginnen.

Bildiographie:

1. Ein Bild welches ich nach meiner Rückkehr aus Ayacucho gemacht habe, das veranschaulicht welchem Druck ich hier auf 30müM ausgesetzt bin. (Die Flasch wurde auf etwa 3600 zuletzt geöffnet)

2. Einfach nur ein schönes Bild, das ich damals auf der Hocheben geschossen hatte.

Montag, Januar 30, 2006

Nehmt Euch Zeit und lest mir zu

Endlich! Ich bin wieder in Lima um Euch von meinen Erlebnissen vergangener Woche zu berichten. Den fanatischen Lesern unter Euch ist sicher nicht entgangen, dass ich am Samstag nicht geschrieben hab und das hat – natürlich wie alles - seinen Grund.
Alle meine Mitarbeiter gehören einer christlichen Bewegung an, welche den seelisch-erfrischenden Namen „communion y liberacion" trägt; alljährlich organisiert diese einen 4-tägigen Urlaub, an welchem es mehr als nur eine Ehre ist teilzunehmen. Wer kann da schon „nein" sagen, wenn man eingeladen (naja das Vergnügen kostete mich 60CHF) wird 4 Tage in den Anden zu verbringen. Ich zumindest nicht.
Doch ich habe nicht nur über diesen Ausflug in die Region Ayacucho zu berichten, sondern auch über diverse kleinere und grössere Aktualitäten und Banalitäten. Wie zum Beispiel über den Vorteil die doppelte Staatsbürgerschaft zu besitzen, die hiesigen Spaghetti-Verkaufsstrategien oder einfach einen demographischen Exkurs in den limanesischen Alltag.
Ayacucho; Hochburg des Sendero Luminoso und Grund zu helvetischer Nostalgie
Mittwoch 25. Januar 2006
„20:30 Abfahrt mit Autobus vor dem Zentrum - Communion y Liberacion; Treffpunkt 20:00" Dies waren meines Chefs Anweisungen, welche er mir am Vortag sehr zu Herzen legte. Als gewissenhafter swatchtragender Schweizer war ich 19:52 vor Ort. Und hier zeigte sich erneut der klitzekleine Unterschied im Verständnis von Zeit und Raum zwischen unseren Kulturen.
21:45 Eintreffen des ersten von drei Bussen.
22:20 Abfahrt Richtung Ayacucho

Unsere Reise führte uns ziemlich schnell in die Höhe, schon nach knapp 3 Stunden waren wir auf 3000müM, weitere 2 Stunden später erreichten wir den Pass auf 4200 müM. Und enstaunlicherweise hatte ich ganz und gar nicht mit der Höhe zu kämpfen; obwohl sein mag, dass meine Schlaflosigkeit seine Ursache in der dünnen Luft fand. Ein bisschen unangenehmer ist der Druckausgleich in der Magendarmgegend – zum Glück schlief mein Nachbar – der zu einem würzigen Duftcocktail im Bus führte. Wie auch immer, viel kann ich von der Hinfahrt nicht erzählen, denn es war düsterste Nacht. Das einzige was man auf solche einer nächtlichen Busreise durch Peru mitbekommt, ist das höllische Tempo mit welchem die choférs die Serpentinen emporrasen; ein Fahrstil, der jeden einzelnen bündner Postautofahrer in panische Bewunderung erstarren liesse. Wie man ja so schön sagt, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Seit ich täglich Combi fahre, für die Festtage 18 Stunden Bus auf mich genommen hatte und in einer nicht allzu sicheren Stadt lebe, habe ich mich an diese chronische Lebensgefahr gewöhnt. Ich weiss zwar nicht ob ich das Leben nun mehr geniesse...auf jeden Fall würde einigen Menschen ein wenig Lebengefahr gut tun*.

Donnerstag 26. Januar 2006
Mit beinahe 12 Stunden Busfahrt in den Knochen erreichten wir unser Ziel in den peruanischen Anden. Ein Zentrum am Rande eines Weilers in der Provinz Huanta im Norden der Region Ayacucho. Wie bereits erwähnt, wurde dieser Trip von einer katholischen Bewegung veranstaltet und genauso katholisch war auch der Name der Herberge, wo wir die kommenden 4 Tage verbringen sollten: Alberge Juan Pablo II (und sie schien auch genauso neu wie dessen Ableben) katholischer gehts nicht ausser vielleicht Benedito XVI .
Den Vormittag durften wir mit Erholung und Aklimatisation verbringen. Doch Anblick dieser – so vertrauten, helvetisch anmutenden – Landschaft liess mich 2 Stunden lang in Kontemplation verharren. Das einzige entfremdende sind die Tuna-Plantagen (Kaktus, dessen rote Frucht uns täglich zur Nachspeise serviert wurde), welche bis weit über 3500m die Landschaft prägen. Nach dem Mittagessen waren Spiele angesagt...Jippii. Erstaunlicherweise verschlief ich den Termin und konnte nur noch das Final mitverfolgen. Als ehemaliger Leiter des Jungwacht-Blaurings kannte ich natürlich die Art der Spiele, doch ich war erstaunt mit welchem Enthusiasmus** selbst die Erwachsenen mitmachten. Oh ja, ich bereute mein „versehentliches" Verschlafen und versprach mir am Freitag mitzumachen.

Freitag 27.Januar 2006
Doch an diesem Tag waren keine Spiele angesagt, sondern eine Waderung in ein Dorf auf 3200müM. Nach dem Frühstück brachten uns Combi’s so weit es nur ging hinauf – einige weiter als andere. Unser Combi schaffte es kaum über die erste Kurve, andere bis auf gut 10'000 Fuss (Bild). Nicht ganz ohne Stolz, darf ich Euch mitteilen, dass ich im letzten Bus losfuhr und als zweiter (hinter einem hardcore-Sherpa) oben im Dorf ankam.

Als alle oben angekommen waren, wurden die Proviantbeutel verteilt und innigfleissig Gott dafür gedankt, dass er uns einen sicheren Aufstieg ermöglichte. Das Beten und Singen nahm an diesem Wochenende eine bedeutende Stellung ein, was ich durchaus mit Bewunderung und manchmal dochauch mit Missvertsändnis wahrnahm.
Die Bevölkerung im Dorf empfing uns mit Zurückhaltung liess jeden Phototermin mit sich geschehen. Dies ist allerdings eine Sache, die mir gegen meinen moralischen Strich ging, so nahm ich nur ein, zwei versteckte Photos ohne die ganze Sippe zu versammeln um mich als Eroberer und Missionar mit ihnen ablichten zu lassen.
Der kleine Junge hatte mich jedoch entdeckt, und ich konnte und wollte ihm nur ein Lächeln als Dankeschön und Entschuldigung geben – dieses wurde sogleich mit einem genauso herzlichen Lachen erwiedert.
Nach der Messe, welche wir oben unter Ausschluss der Bevölkerung feierten, machten wir uns in ströhmendem Regen auf den Rückweg. Ich teilte meinen Rückweg mit verschiedenen Leuten und bekam so einen gewissen Einblick in soziale Ungerechtigkeiten, professionelle Ausichtslosigkeit, Hoffnungen und politische Standpunkte meiner jeweiligen Begleiter.
Ein weiteres Tier, das hier in den Anden weit verbreitet ist, ist die Geiss. Wir begegneten zahlreichen von diesen kletternden Viebeinern welche sich vor dem Regen schützend ganze Berghänge zierten.

Samstag 28.Januar 2006
Dieser Tag war dem Monument an das Gedenken der entscheidenden Schlacht im Unabhängigkeitskrieg 1820 gewidmet. Erneut mit Combi, Sack und Pack fuhren wir hinauf zu einem gut 3400m hoch gelegenen Plateau, auch welchen der besagte Endkampf stattfand. Ein 50m hoher Obelisk erinnerte uns daran, wie und wofür zigtausende Soldaten und Söldner ihr Leben liessen. Ein eindrückliche Szenerie mit den unendlichen Anden im Hintergrund. Doch ohne Bilder, kann ich Euch erzählen was ich will, es glaubt mir eh keine Sau.

Hier oben fand auch unser zweiter Spieltag statt, und ganz in der peruanischen Tradition sollte es ebenfalls eine Schlacht werden. Die „Spiele" forderten 2 blutige Nasen, 4 weinende Kinder, eine fette Beule (an meiner Stirn) und dadurch auch grosses Aufsehen bei den übrigen Touristen. Ich wurde der Gruppe der Simpsons zugeteilt (wir massen uns an den Shrek’s, den Feuersteins und der AdamsFamily), welche auch dank meinem erkämpften Punkt den Tagessieg errang.
Um 15 Uhr Abfahrt nach Ayacucho, Hauptort der Provinz Ayacucho ebenfalls in der Region Ayacucho. Auf dem Programm standen Besichtigungen zahlreicher Kirchen, welche mir mit ihren überaus goldenen Altären überhaupt nicht gefielen. Und überhaupt, würde dieser Teil meines Berichts als simple reiseführertaugliche Dokumentation ausfallen. Darum erspare ich Euch das.

Schon Sonntag 29.Januar 2006
Ein kurzer Tag. Kalt Duschen, beten, früstücken, heilige Messe, Freizeit, Mittagessen.
Um 13Uhr sollten wir abfahren, hatten aber lediglich eine Stunde Verspätung. Grund für meine zügigen Schilderungen ist die Tatsache, dass ich Euch die Heimfahrt nur mit einigen Bildern näherbringen möchte; Bilder, die meiner Meinung nach keinerlei Kommentar benötigen.

Nötiger Nachtrag (31.1.2006)
Es gab eben doch noch etwas, das eines Komentars würdig ist.

Wieder reisten wir in drei Bussen. Alle verliessen den Ort um circa 14Uhr. Bus Nr.1 (alles Limanesen und sonstige Provinzler – dh. auch ich) erreichte das Zentrum von Communio y Liberacion um 00:30...der 2te Bus folgte um 02:00...und der Dritte???
In einer Region der Anden waren wir durch dichtesten Nebel gekurvt und musste zahlreichen heruntergestürzten Felsbrocken ausweichen...was heisst da wir!? Der chofér ganz allein trug diese Verantwortung und dies mit Bravur.
Angeblich hatte der dritte Bus eine Panne in Mitten von Nacht und Nebel. Doch eine Operation am erkrankten Busmotor erwies sich als unmöglich. So beschlossen die zwei Chaufeure kurzerhand alle Insassen im Stich zu lassen und auf eigene Faust nach Lima zurückzukehren. Ohne Handyempfang, Heizung und Verpflegung, inmitten des andinischen Nirgendswo mussten die Fahrgäste von Bus Nr.3 einen Ausweg aus dieser prekären Lage finden. Bei Tagesanbruch machten sich Pater Miguel und eine weitere Person auf den Weg zum nächsten Telefon. Dort handelten sie mit einer anderen Busgesellschaft eine spontanen Rettungsfahrt aus. Schlussendlich erreichten sie Lima um 17:30, sprich 17 Stunden nach meinem Bus – nun stellt sich die Frage; Ob wir Glück hatten oder die anderen Pech?
Gemäss meinem Chef, hat das bereits juristische Folgen, der Anwalt ist schon kontaktiert und auch die Medien sollen Wind davon bekommen. Denn selbt in Peru: Geéiit doas éifaach nid !!!

Jaques, Zizou, Martina et Roger
Am 12 Juli 1998 war ich der stolzeste Auslandfranzose der Welt als Zinedine Zidane 11 Männer und 65 Millionen Franzosen mit 2 Kopfballtoren in eine „zuvieldesguten"-patriotische Euphorie stürzte. „Et UN... et DEUX... et TROIS ZÉROOO!!!"
Letzte Woche war ich der stolzeste Auslandschweizer, als die Namen dreier unserer Mitbürger auf CNN zu lesen waren. Rotscher Federrerr, Martina Hinggis and Pädi Schnider hatten es ins Viertelfinal der Australian Opens geschafft. Dass am Schluss nur eine dieser Personen auf dem Prodest stand tut nichts zur Sache. Dieser Umstand bescherte mir nicht nur Freude sondern auch Freunde unter den interessierten Taxistas, mit welchen ich auf dem Zuhauseweg gewöhnlich über Diesundjenes plaudere und nun auch über Tennis (¡Gilles, redet beim Sport mit!).
Allerdings wurde vergangene Woche meine andere – „Froschschenkel an Schneckensauce"fressende - Seite von einer weiteren Breaking News erschüttert. Mon Président hatte beschlossen den Schurken(staaten) dieser Welt mit einem „unkonventionellen" militärischen Schlag zu drohen, falls diese, die freie und gerechte Welt, mit ihrer atomaren Zerstörungsmaschinerie angreifen (oder auch nur anbrünzeln) würden. Muss ich nun Angst haben in eine verstrahlte Nordhemisphäre zurückzukehren, sollte ich Jod-tabletten kaufen oder im Stadtpark von Lima heimlich einen Atombunker buddeln? What the f... soll das Monieur Chirac?! Ist das der einzige Weg sich auf der Weltbühne Gehör zu verschaffen? Verfallen wir [Franzosen] dabei nicht in eine allzu primitive Bushmänner-Politik? Wäre es nicht einfacher sich einzugestehen, dass la Grande Nation keine mehr ist und höchstens noch grandiosen Wein produziert***.
In solchen Momenten bin ich froh zwei Nationalitäten zu besitzen. Es ist eine heuchlerische und unkonsequente Art das patriotische Gewissen zu stillen, ich weiss; aber - in Zeiten wie diesen und an Orten wie diesem - eine bequeme Art.

„¡ Don Victor: Die PORÖSEN Spaghettis, die keinen Tropfen DIESER leckeren Champignon-Sauce, übrig lassen !"
Mit diesem Slogan liess ich mir kürzlich eine Packung Spaghetti und die genannte Sauce für nur „weissichwieviel" Soles andrehen. Dazu muss man sagen, dass ein Einkauf bei Santa Isabel zum Räuber-und-Poli wird, wenn man keine Lust hat nach einem langen Arbeitstag angequatscht zu werden. An jeder zweiten Regalecke lauern uniformierte und mit übernatürlichen Lächeln bewaffneten Patroullien, welche nur auf den geringsten Augenkontakt warten um einem ihre – in diesem Fall – porösen Spaghettis anzudrehen. Es kommt sogar vor, dass man von mehreren in die Enge getrieben wird, weil man das Gefühl nicht los wird, verfolgt zu werden. Ich habe sogar den Verdacht, dass diese Konsum-Dealer, mit ihren plumpen Argumenten, jagt auf – suchend umherblickende - Gringos wie mich machen.
Mittlerweile vermeide ich jeglichen optischen Kontakt und bewege mich zielstrebig – auch wenn ich nicht genau weiss wohin – durch die Regale des Supermarkts. Doch das aller diabolischste an dieser ganzen Verkaufsstrategie ist, dass diese Konsum-Dealer meistens rehäugige, enguniformierte Latina-Schönheiten sind und damit meine Pläne ins Wasser fallen lassen. Ein altes angelsächsisches Sprichwort trifft das Kabel auf den Topf: Sex Sells!
Aber das ironischste an dieser Sache ist: Die Spaghettis waren wirklich superlecker.


Presslufthammer sind für Weicheier
Seit mir dieser Schnappschuss geschah, scheint die ganze Stadt eine einzige Baustelle zu sein - und jede gleicht der anderen. Egal wie gross das zu bauende oder zu renovierende ist, es werden keine Maschinen verwendet. Alles wird mit Vorschlaghammer und Pickel erledigt. Gelegendlich wird eine Eisenstange als Hebel zur Hilfe beigezogen. Natürlich werden ab und zu Maschinen benutzt, doch dies nur hinter 3meterhohen Fassaden, welche sicherstellen, dass die teuren und anscheinend seltenen Geräte nicht entwendet werden.
Die Kontraste auf diesem Bild könnten nicht „schöner" sein. Auf der blumigen rechten Seite der stolze SUV daneben ein Sohnemann, der gerade von seinem privaten Klavierunterricht zurückkommt. Die linke Bildhälfte zeigt eine andere Seite Limas; Combis welche Menschen aus den Conos ins Zentrum zur Arbeit fugen um dem – meist – weissen reichen Mann das süsse Leben noch süsser zu gestalten.
Was der Mann auf dem Bild genau vorhat, weiss niemand so recht. Es ist durchaus vorstellbar, dass es sich hierbei um einen Teil einer reinen Arbeitsbeschaffungskampagne handelt. San Isidro hat das Geld dazu und zeigt es auch. Die meisten Baustellen sind neue Parks und Grünflächen, die zur Aufpolierung des Quartier-Ego’s dienen – und einen Beitrag zur sinkenden Arbeitslosenquote zu leisten macht sich auch ganz gut.
Ganz ehrlich gesagt musste ich mir diesen Text aus den Fingern saugen – da ich Euch eigentlich nur das Bild zeigen wollte. Doch meine Mitstudenten wissen, dass das Saugen einen festen Bestandteil unserer Prüfungsvorbereitung darstellt; somit war es eher ein genüssliches Lutschen.



Mein Truppe
Wie schon lange versprochen stelle ich Euch nun hochoffiziell meine Klasse vor. Eine Gruppe von elf Leuten, welche beschlossen hatten, der spanischen Sprache Herr zu werden.
Hintere Reihe v.l.n.r: Julia, Masseuse und Yogalehrerin aus Los Angeles (USA). Tanja, Madizinstudentin aus München (D), die 2007 zufälligerweise ein Praktikum im Unispital Zürich absolvieren wird. Caroline, Schriftstellerin und Dichterin aus dem Outback (AUS). Apollonia, Schülerin aus Deutschland,welche für ihre Abi spanisch beherrschen sollte. Gilles…nunja der Gilles halt. Emilia, Krankenschwester aus Finnland die hier bei ihrem Freund vor der ewigen Nacht flüchtet. Darren, Elektroingenieur aus London (GB), der einfach so hier ist, später als Übersetzern mit Reisegruppen durch Peru streifen will. Monika und Joel, Ehepaar aus Nantes (F), welches hier deren Tochter besucht.
Vorne v.l.n.r: Tut mir leid ihr Name entfällt mir gerade. Katerina, Slowakerin, die sich hier niederlassen möchte. Marcia, unsere Spanischlehrerin, welche uns nicht immer in den Griff bekam.
Meines Wissens haben wir alle die Prüfungen bestanden und dürfen uns im nächsten Monat an der nächsten Stufe messen.

Bis bald und alles Beste für die kommende Woche

gL.


*An dieser Stelle würde ich gern auf ein Zitat von Androniphos v. Delphi verweisen, der bereits im Jahre 323 v.Chr. bemekte hatte, dass erst der Tod dem Leben einen Sinn verleiht.

(Nachtrag 31.1.2006: Habe nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass dieses Zitat, nicht unbedingt passt...ausser man nimmt an, dass armen (gefährlich lebenden) Leuten das Leben mehr bedeutet als reichen - ansonsten betrachtet doch bitte dieses Zitat losgelöst vom Blog-Kontext. Gracias)

(Nachtrag 31.1.2006: Vieleicht denke ich zuviel nach, aber ich muss mich erneut korrigieren, denn dieses Zitat kann sehr wohl missverstanden werden, und als aufruf zum Mertyrertod interpretiert werden. Nein. Was Androniphos damit meint, ist dass durch die Endlichkeit des Lebens, dadurch, dass wir nur eine gewisse Zeit auf Erden zu verbringen haben - wir uns einen "Zeitplan" aufstellen müssen, wir wollen etwas vorhaben im Leben und müssen das in gegebener Frist erledigen. Dadurch gibt der Tod dem Leben einen Sinn. Übrigens wisst Ihr was der Sinn des Lebens ist? Selbstverwirklichung im Dienste der Menschheit/der Welt. - nunja zumindest ist das meine Antwort auf die Frage, die keine Atwort zu haben schien :-)


**Enthusiasmus ist bei weitem Untertrieben. Es war Krieg. Bei der kleinsten Unstimmigkeit oder Verdacht auf unehrenhaftes Vehalten wurde mit Händen und Füssen um Genugtuung debatiert. Die Kinder standen jeweils daneben und feuerten ihren Papa oder ihre Mama an.

***Ich weiss, dass auch einige Franzosen diesen Blog regelmässig aufsuchen, und möchte präzisieren, dass ich Frankreich keineswegs auf ein paar Baguette essende Winzer reduzieren möchte. Frankreich hat der Welt viel gegeben: Philosophen, Dichter, Musiker, Politiker, Schauspieler, Feldherren (es war Napoleon, der der Schweiz den geopolitischen Schlussschliff gab) – doch wer vieles macht, macht letztlich auch Fehler.


Samstag, Januar 21, 2006

Vom Vitamin B und anderen kulinarischen Höhenflügen…

Meinen Alltag kennt Ihr bereits – Jedoch ist dieser nur der Altar, welcher täglich mit neuen Gaben geschmückt wird (Salve, Bruder Andreas). Somit möchte ich Euch einige Geschichten erzählen, welche keinerlei Chronologie bedürfen und als Momentaufnahmen meiner Erinnerungen betrachtet werden können.
Fisch? – wenn’s sein muss…
Eines Tages gingen mein Chef und ich gemeinsam Essen um grössere Kleinigkeiten meiner Arbeit hier zu klären. Er führte mich in eine Seitenstrasse der Avenida Jose Pardo, wo wir in einem kleinen, schmucken sauberen Restaurant Platz nahmen. Im Gegensatz zu Gastrobetrieben auf der Hauptstrasse, sind die Preise hier gut halb so hoch – 10 Soles (4CHF) für ein 3gängiges Menu, da gab’s wirklich nichts auszusetzen. Christian nahm Fisch mit geröstetem Reis und einen Salat als Vorspeise. Ich bestellte dieselbe Vorspeise, entschied mich jedoch für das Hühnchen, welches zugegebenermassen den Hauptbestandteil* meiner Ernährung hier darstellt. Christian fragte mich darauf wieso ich nicht mal den Fisch probieren wolle, es sei schliesslich eine Spezialität und ich sei doch so multikulturell… Er hatte Recht aber ich rechtfertigte mich mit einer Überdosis Fischgerichte, die mir damals in Mancora verabreicht wurde. Ob ich wollte oder nicht, aber mein kulinarisches Banausentum beschäftigte mich bis zum nächsten (Mit)Tag, als ich mich wieder um 13.30 ernähren musste. Ich ging zu meinem Chinesen – bei dem ich bis anhin alle verschiedenen Variationen von Pollo** auf der Speisekarte durchgegackert hatte. Von meinem schlechten Gringogewissen gequält und im Glauben etwas der ganzen Fischereizunft schuldig zu sein, liess ich den Kellner mir ein Pescado-Gericht und einen Jugo bringen*** (natürlich mit Reis). Es schmeckte mir vorzüglich, in seiner Pannur mit der roten Sauce (für Dudenethiker: Sosse). Doch meine Solidarität mit meinem Gewissen und den lokalen Pescadores hatte seinen Preis…ich verbrachte die halbe Nacht mit dem Kopf über der Kloschüssel****.
Und die Moral der Geschicht, merkt Euch gut was Euer Magen erbricht.
Oder …vergesst was Euch Euer Gewissen verspricht.
Oder …tote Fische rollen nicht.

The Combi-Nation
Eines weiteren Tages hatte ich beschlossen einen weiteren integrativen Schritt in meinem limanesischen Leben zu machen. Den Combi zu nehmen. Diese im Sekundentakt vorbeirauschenden, dem (sicheren?) Transport von Menschen gewidmeten Fahrzeuge, deren Besatzung aus dem Fahrer und dem „Schreier" besteht. Mittlerweile habe ich mich an die lokalen Strassen und Platznamen gewöhnt, damit ich dem Richtigen „Schreier" mit einem Handzeichen zu verstehen geben kann, dass auch ich eventuell, gern aufspringen würde.
Ich war unterwegs zur Arbeit, und hielt genau Ausschau ob ich nicht irgendwo im Nirgendwo landen würde, auch musste ich einen Augenwinkeln meinen Mitfahrgästen widmen, von denen einige locker zu einer Gaunerrolle in einem billigen HongKong-Gangster-Streifen***** gekommen wären. Doch wir fuhren auf der mir bekannten Strecke in Richtung Avenida Jose Pardo. Der chófer (Chauffeur) bog dann sogar richtig in die Avenida ein. Um auszusteigen steht man einfach auf und es wird folglich an der nächsten Kreuzung gehalten. Ich hatte die Distanzen noch nicht ganz verinnerlicht, stand also ein wenig zu früh auf worauf der Combi sofort anhielt. Sofort bemerkte ich, dass es noch zu früh war und macht einen Schritt zurück. Zuerst verärgert schaute mich der Schreier an und fragt dann „freundlich" wo es am besten sein. Ich zeigte auf die Lavanderia 50Meter vor uns und so hielten wir auch dort.
Das nenn’ ich Kundenservice :-) Und ich bezahlte nur 30 Rappen.
Und die Moral der Geschicht Haltestellen braucht es nicht.
Oder …Freund ist nicht nur, wen man besticht.
Korruption, ach was!
Zu diesem heiklen Thema, gibt es viel zu sagen, doch eigentlich funktioniert alles um uns herum dank zwischenmenschlichen Interagitationen. Kontakte, Freunde, Familie, Feinde – dies sind die anthropologischen Gebilde welche unsere Welt zusammenhalten, und welche unsere Welt in Gang halten. Ich muss nicht erläutern was ohne diese Beziehungen mit unserem seelischen Innenleben los wäre. Man glaubt bei uns, dass wer das Leben nur auf sich gestellt meistern kann, ohne äussere Hilfe alles erreicht, dem gehört die Welt (ist nicht ganz so gemeint, hoffe aber dass die Idee rüberkommt). Doch das Problem ist, das hat’s nie gegeben, und wird’s nie geben.
Hier bin ich zum Schluss gekommen (oder bin noch dabei), dass die sog. Vetterliwitschaft (eine gängige Art der Korruption?) Vorteile hat solange sie dem gesamten System nicht schadet (wenn z.B. ein gelernter Koch dank seinem Vater in die Chefetage einer Bank katapultier wird, ist das „schlecht"). Jeder hat Bekanntschaften und somit ist jeder in irgendeinem Bereich bevorzugt. Wichtig dabei ist, dass die Beziehung nur die Tür öffnet aber nicht ohne weiteres den Platz frei macht.
Auch möchte ich hier meine multireligiösen Vorlieben anbringen, welche mich wissen lassen, dass alles was geschieht, jede Begegnung und jeder Gedanke der uns „einfach so" in den Sinn kommt seine Bedeutung hat. Es gibt keine Zufälle, alle Personen, deren Bekanntschaft wir machen, haben eine Botschaft für uns, sind da um uns ein wenig weiterzuhelfen, -zuführen, sei es beruflich, spirituell oder bloss intellektuell, alles hat seinen Sinn.
Und die Moral der Geschicht, eigentlich wollte ich das nicht.
Oder… böse Wörter gibt es nicht.
Oder… oft ist’s der Richter der verbricht.

Hoppla, ist ein wenig lang geraten. Aber wenn ihr Euch die Zeit genommen habt, seid ihr ein wenig mit meiner Lebensphilosophie vertraut gemacht geworden. Ganz in dem Sinn wünsche ich Euch allen eine wunderschöne Woche; Ob Schnee oder Sonnensschein. Und, da es sich als praktisch erwiesen hat wöchentlich zu schreiben ist es am nächsten Samstag wieder so weit – wenn nichts dazwischen kommt.
Gruss aus der fernen Vertrautheit und bis bälder
gL.



*Um die 9 Millionen Stadt Lima zu ernähren, benötigt man Unmengen von Fleisch. Und dessen Quelle fand man im raschwachsenden Hühnchen. Auf unserer Busreise in den Norden nach Mancora fuhren wir an riesigen Pollo-Farmen vorbei, welche wie Gewächshäuser aus der Wüste gestampft wurden. Man kann sich unmöglich vorstellen welche Konsequenzen der VIP (Very Important Pathogen) H5N1 hier hätte, garantiert desaströse.
**Da Pollo und Arroz den grössten Teil der peruanischen Nahrungsproduktion bestimmen, war es für asiatische Köche ein leichtes Spiel sich hier zu etablieren. Ganz im Gegensatz zu ihren israelischen oder türkischen Konkurrenten mit Falafel und Döner Kebab, welche – laut meinem israelischen Pizzaiolo – nicht einmal einen Monat überlebt hatten.
***Hier ein kleiner linguistischer Exkurs in die Vielfalt der spanischen Sprache. Es wird unterschieden zwischen lebendem und totem Fisch. Derjenige im offenen Meer (Seen gibt’s hier nicht en masse) nennt sich Pez, dagegen wird der gefischte auf meinem Teller landende Fisch Pescado genannt. Es handelt sich dabei um das Partizip des Verbs Pescar (fischen) – also „der Gefischte".
Der Jugo ist natürlich nichts anderes als ein Saft – was habt Ihr denn geglaubt?
****Notiz für alle besorgten Leser. Am nächsten Morgen ging es mir wieder Pudelwohl und wenn ich mich nicht täusche hatte ich in jener Nacht so gut wie nie zuvor geschlafen.
*****Wer mit der aktuellen Völkerwanderungstheorie vertraut ist, weiss dass die Südamerikanischen Ureinwohner einen gewissen asiatischen Touch haben.
Bildiographie:
1. Zeigt die Avenida Pardo, welche ganz und gar nicht repräsentativ für Lima ist. Links seht Ihr 2 Combis (kleinste Version) - es gibt noch 2 grössere Brüder.
2. In einem früheren Blog, hatte ich ein Wort über den Fluch der Inkas verloren. Ob's man glaubt oder nicht, dies ist kein Smog: Es sind dichte Nebelschwaden die von den Mittagsstunden bis in den frühen Abend über Lima ziehen. Hier der Wohnturm von meinem Arbeitsplatz aus gesehen.
+++ PS: Wer einen Kommentar hinterlassen möchte, kann dies ohne weiteres als Anonymus tun +++

Freitag, Januar 13, 2006

Schon 1 Monat und dies an einem Freitag den 13ten !!!


Ich bin zwar nicht abergläubisch, doch dieser Sachverhalt stimmt mich doch nachdenklich. Aber auch ohne Unglückstag gäbe es genug Gründe um zu sinieren. Mein Leben hier in Lima ist in Gang gekommen, ich habe einen Alltag gefunden. Um 7:01 läutet mein Wecker zum ersten mal... 7:16 zum dritten... dann stehe ich auf stecke die Kaffeemaschiene ein um das Mineralwasser aus der Flasche zu erhitzen, im Badezimmer erblicke ich im Spiegel dann wie gut ich wirklich geschlafen habe...wenn das Röcheln des siedenden Wasser erklingt, decke ich den Tisch (helvetismus?) mit den mir vertrauten Waren – auf ErbeerNesquik hab’ich bis heute keine Lust. 2 Scheiben (vollkorn!) Brot in den Toaster. Bis diese zu Toastscheiben werden habe ich Zeit meinen Laptop zu starten und meine ToDo-Liste zu vervollständigen...oft kommen mir im Halbschlaf Ideen (andere würden es Visionen nennen) in den Sinn, welche meistens mit der Arbeit zu tun hat. TSCHLÄGG – fertig ist die erste Ration Brot.
Während dem Früstück lasse ich mich von „Buenas dias, Peru" über den neusten Stand des Präsidentschaftswahlkrieg, die spektakulär-blutigen Polizeiaktionen von letzter Nacht und die immer schlimmer werdende Wasserknappheit informieren.
Und aus diesem Grund wird morgens auch nicht geduscht...es ist nicht, dass uns das Wasser gesperrt wird oder ich zum Schweissfetischisten wurde; nein es ist eine von mir aufgestellte Regel. Abends ist die Dusche einiges willkommener!
8.58: „Langsam muss ich pressieren" (ich liebe diesen typisch schwiiiizerischen Wiederausspruch), denn in 2 Minuten beginnt die Sprachschule...und die liegt immerhin 50m von meinem Block entfernt. Dort treffe ich dann auf die ganze Eurasiatische Gruppe mit welcher wir – viel zu langsam – unser Spanisch zum Besten geben. Sobald vorhanden werde ich euch gern ein Bild von Julia (LA - USA), Ggärolein (AUS), Darren (GB) 2 Chinesen deren Namen ich mir leider nicht merken kann, Tanja und Apollina (D), Joel und Monika (F), Emilia (Finland), Katarina (Slowakei) beilegen... in der Pause wird dann natürlich Englisch, Französisch oder Deutsch gesprochen. Nächstes Wochenende werden wir womöglich zusammen ausgehen. In das Party-Quartier Miraflores das Tanzbein schwingen – oh ja hier muss man einfach Salsa lernen oder sich zumindest rythmisch zur Musik bewegen können, was bislang mein Fall ist, werde aber sicher mal Unterricht nehmen.
11:05 „Chicos...hasta mañana" Nachdem ich mich in allen europäischen Sprachen von meinen Mitschülern verabschiedet habe, gehe ich die 50 Meter zurück, grüsse Franz den Portier, rauf in den 4ten Stock. Schnell koche ich mir eine Kleinigkeit und mache mir zusätzlich Sandwiches. Dann wieder raus an Franz vorbei auf den Camino Real hinaus. Obwohl die Strasse „Weg" genannt wird ist sie „königlich" befahren und lässt jedes Überqueren zum Abenteuer werden. Hand raus – Pfiff – José Pardo 345 por favor... 3 Soles ? ok - gracias. So wird jeden morgen mit den Taxistas über den Preis verhandelt, würde sich in Zürich bestimmt gut machen; etwa 1CHF für eine Viertelstunde Fahrt muss ich bezahlen. Da gibt es natürlich auch die „Combis" (Busse in jeder grösse, ohne Haltestellen und Skrupel) welche dort vorbeifahren, wie sie beschriftet sind...und ich glaube mal einen mit „J.Pardo" gesehen zu haben – da würde ich etwa 0.30CHF bezahlen.
Gestern habe ich die Schlüssel zum Büro gekriegt. 4 Stück und das für eine einzige Tür; das Verständnis von Sicherheit ist in Peru einwenig verschieden als in der Schweiz. Statt ein KABA2000-Schloss zu montieren, sind es hier vier, deren Schlüssel in jedem Supermarkt für einen Franken kopiert werden können.
Ich habe einen eigenen Computer, an dem nichts auszusetzen ist, ausser der Tastatur an die ich mich noch géw¨hñen werde.
Momentan verbringe ich meine Zeit damit, Dossiers, Dokumente und Akten nach nützlichen Infos zu durchkämmen. Doch Ihr wisst gar nicht was ich mache?!
Wie im „Reisebericht Nr. 194.G.7737" erwähnt liegt mein Arbeitsfeld in Huachipa im Bereich der Wassersanierung. Konkret, bin ich damit beauftragt worden, 2 Sanierung-Systeme zu vergleichen...und dies in einem technischen-chemisch-biologischen, finanziellen, sozialen und gesetzlichen Licht. Das eine System, ist ein gemeinschaftliches, bei welchem 96 Haushalte an eine Anlage angeschlossen sind; und beim anderen handelt es sich um ein ökologisches (caramba!) System, welches aus einem „Blumenbeet" (Cyprex sp.) und einem Kompostierstollen vor jeder Hütte besteht.
Weiter werde ich mich noch mit der einer Grundwasserpumpe auseinandersetzen dürfen welche diese Haushalte mit „Trinkwasser" versorgt. Um das ganze noch aubzurunden werde ich einige Verbesserungsvorschläge evaluieren und formulieren. Und damit ich die Arbeit auf dem Feld (welche übrigens auch eine Umfrage beinhaltet – …es liebs Grüessli Blanche) mit Bravour meistern kann, ist eine intensive Recherche von nöten...aber damit genug der Methodologie!
Es ist extrem spannend, das Team hat mich vom ersten Tag an gut aufgenommen und und und...
Doch ich lebe hier in Peru, und Leben ist bekanntlich mehr als nur Arbeit. Ich versuche die Einsamkeit des einsamen Singlelebens auf bestmögliche Weise zu versüssen. Wochentags liegt ein dicker Ausgang nicht drin; dafür aber Kino (ist immerhin sozialer als zuhause vor dem TV zu vegetieren) – KingKong ist lustig, History of violance ist autsch, Narnia ist nett und Crash (wie er glaub’s auf englisch heisst) ist wiedermal ein Film den es sich gelohnt hat zu sehen.
Doch zurück zum dicken Ausgang; vergangenen Samstag habe ich Lalo (einige Wissen natürlich wen ich meine, den anderen genügt es zu sagen, dass es sich um einen Kollegen aus Zürich handelt) getroffen, da er bei seiner Familie in Arequipa zu Besuch war, ist sein Cousin Jesus ebenfalls mitgekommen. Keiner von uns kannte das Limanesische Nachtleben, so erkundigten wir uns bei einem SS-Mann (Servicio de suguridad) nach der nächsten „teca", und dieser verwies uns freundlich auf eine Gasse, die in der Ferne grün blinkte. Dann mal los. Dort angekommen, entdeckten wir ein sympathisches Strässchen gesäumt von unzähligen Pizzarias, Cafés, Bars und so auch Diskotheken...wie man sie in jeder europäischen Stadt finden kann.
So verbrachten wir die Nacht von einer HappyHour zu anderen, von einem Lied zum anderen im Zickzack durch die Strasse flanierend...und dabei kam man beim besten Willen nicht darum herum zum Tanz aufgefordert zu werden :-).
Das einzige Unangenehme ist die Suche nach einem vertrauenserweckenden Taxista in den frühen Morgenstunden...dazu braucht man zum Glück keinen klaren sondern nur einen gesunden Verstand.
Ich hoffe ich habe Euch einen winzigen Einblick in mein momentanes Leben gewährt, doch es wird sich sicher noch einiges ändern. Was sich ändern wird steht nach wie vor im sommerlichen (ich kann’s nicht lassen – sorry) Sternenhimmel…
Ich grüsse Euch alle bis in die hinterste Ecke und natürlich vermisse ich Euch genauso. Doch dies muss noch einwenig warten.
Hasta luego
gL.


PS: kleine Erläuterungen zu den Bildern: Titelbild ist ein Blick entlang der limanesischen Küste (links parque del amor und dahinter - nicht sichtbar - die Selbstmörderbrücke). 2tes Bild ist eines für klimatischambitionierte Leser: Klimadiagramm von Lima - die Niederschlagskurve ist abgebildet aber vernachlässigbar. Beim dritten Bild handelt es sich um sogenannte ArenArt (SandKunst). Bilder von mir in Tanzaction oder ähnliches dürften eine Seltenheit bleiben, da es mir denkbar unwohl ist die Digicam in starkfrequentierte Gegenden mitzunehemen. Aber vielleicht dringen doch mal ein paar an die Öffentlichkeit.