El pequeño peruano

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Samstag, Januar 21, 2006

Vom Vitamin B und anderen kulinarischen Höhenflügen…

Meinen Alltag kennt Ihr bereits – Jedoch ist dieser nur der Altar, welcher täglich mit neuen Gaben geschmückt wird (Salve, Bruder Andreas). Somit möchte ich Euch einige Geschichten erzählen, welche keinerlei Chronologie bedürfen und als Momentaufnahmen meiner Erinnerungen betrachtet werden können.
Fisch? – wenn’s sein muss…
Eines Tages gingen mein Chef und ich gemeinsam Essen um grössere Kleinigkeiten meiner Arbeit hier zu klären. Er führte mich in eine Seitenstrasse der Avenida Jose Pardo, wo wir in einem kleinen, schmucken sauberen Restaurant Platz nahmen. Im Gegensatz zu Gastrobetrieben auf der Hauptstrasse, sind die Preise hier gut halb so hoch – 10 Soles (4CHF) für ein 3gängiges Menu, da gab’s wirklich nichts auszusetzen. Christian nahm Fisch mit geröstetem Reis und einen Salat als Vorspeise. Ich bestellte dieselbe Vorspeise, entschied mich jedoch für das Hühnchen, welches zugegebenermassen den Hauptbestandteil* meiner Ernährung hier darstellt. Christian fragte mich darauf wieso ich nicht mal den Fisch probieren wolle, es sei schliesslich eine Spezialität und ich sei doch so multikulturell… Er hatte Recht aber ich rechtfertigte mich mit einer Überdosis Fischgerichte, die mir damals in Mancora verabreicht wurde. Ob ich wollte oder nicht, aber mein kulinarisches Banausentum beschäftigte mich bis zum nächsten (Mit)Tag, als ich mich wieder um 13.30 ernähren musste. Ich ging zu meinem Chinesen – bei dem ich bis anhin alle verschiedenen Variationen von Pollo** auf der Speisekarte durchgegackert hatte. Von meinem schlechten Gringogewissen gequält und im Glauben etwas der ganzen Fischereizunft schuldig zu sein, liess ich den Kellner mir ein Pescado-Gericht und einen Jugo bringen*** (natürlich mit Reis). Es schmeckte mir vorzüglich, in seiner Pannur mit der roten Sauce (für Dudenethiker: Sosse). Doch meine Solidarität mit meinem Gewissen und den lokalen Pescadores hatte seinen Preis…ich verbrachte die halbe Nacht mit dem Kopf über der Kloschüssel****.
Und die Moral der Geschicht, merkt Euch gut was Euer Magen erbricht.
Oder …vergesst was Euch Euer Gewissen verspricht.
Oder …tote Fische rollen nicht.

The Combi-Nation
Eines weiteren Tages hatte ich beschlossen einen weiteren integrativen Schritt in meinem limanesischen Leben zu machen. Den Combi zu nehmen. Diese im Sekundentakt vorbeirauschenden, dem (sicheren?) Transport von Menschen gewidmeten Fahrzeuge, deren Besatzung aus dem Fahrer und dem „Schreier" besteht. Mittlerweile habe ich mich an die lokalen Strassen und Platznamen gewöhnt, damit ich dem Richtigen „Schreier" mit einem Handzeichen zu verstehen geben kann, dass auch ich eventuell, gern aufspringen würde.
Ich war unterwegs zur Arbeit, und hielt genau Ausschau ob ich nicht irgendwo im Nirgendwo landen würde, auch musste ich einen Augenwinkeln meinen Mitfahrgästen widmen, von denen einige locker zu einer Gaunerrolle in einem billigen HongKong-Gangster-Streifen***** gekommen wären. Doch wir fuhren auf der mir bekannten Strecke in Richtung Avenida Jose Pardo. Der chófer (Chauffeur) bog dann sogar richtig in die Avenida ein. Um auszusteigen steht man einfach auf und es wird folglich an der nächsten Kreuzung gehalten. Ich hatte die Distanzen noch nicht ganz verinnerlicht, stand also ein wenig zu früh auf worauf der Combi sofort anhielt. Sofort bemerkte ich, dass es noch zu früh war und macht einen Schritt zurück. Zuerst verärgert schaute mich der Schreier an und fragt dann „freundlich" wo es am besten sein. Ich zeigte auf die Lavanderia 50Meter vor uns und so hielten wir auch dort.
Das nenn’ ich Kundenservice :-) Und ich bezahlte nur 30 Rappen.
Und die Moral der Geschicht Haltestellen braucht es nicht.
Oder …Freund ist nicht nur, wen man besticht.
Korruption, ach was!
Zu diesem heiklen Thema, gibt es viel zu sagen, doch eigentlich funktioniert alles um uns herum dank zwischenmenschlichen Interagitationen. Kontakte, Freunde, Familie, Feinde – dies sind die anthropologischen Gebilde welche unsere Welt zusammenhalten, und welche unsere Welt in Gang halten. Ich muss nicht erläutern was ohne diese Beziehungen mit unserem seelischen Innenleben los wäre. Man glaubt bei uns, dass wer das Leben nur auf sich gestellt meistern kann, ohne äussere Hilfe alles erreicht, dem gehört die Welt (ist nicht ganz so gemeint, hoffe aber dass die Idee rüberkommt). Doch das Problem ist, das hat’s nie gegeben, und wird’s nie geben.
Hier bin ich zum Schluss gekommen (oder bin noch dabei), dass die sog. Vetterliwitschaft (eine gängige Art der Korruption?) Vorteile hat solange sie dem gesamten System nicht schadet (wenn z.B. ein gelernter Koch dank seinem Vater in die Chefetage einer Bank katapultier wird, ist das „schlecht"). Jeder hat Bekanntschaften und somit ist jeder in irgendeinem Bereich bevorzugt. Wichtig dabei ist, dass die Beziehung nur die Tür öffnet aber nicht ohne weiteres den Platz frei macht.
Auch möchte ich hier meine multireligiösen Vorlieben anbringen, welche mich wissen lassen, dass alles was geschieht, jede Begegnung und jeder Gedanke der uns „einfach so" in den Sinn kommt seine Bedeutung hat. Es gibt keine Zufälle, alle Personen, deren Bekanntschaft wir machen, haben eine Botschaft für uns, sind da um uns ein wenig weiterzuhelfen, -zuführen, sei es beruflich, spirituell oder bloss intellektuell, alles hat seinen Sinn.
Und die Moral der Geschicht, eigentlich wollte ich das nicht.
Oder… böse Wörter gibt es nicht.
Oder… oft ist’s der Richter der verbricht.

Hoppla, ist ein wenig lang geraten. Aber wenn ihr Euch die Zeit genommen habt, seid ihr ein wenig mit meiner Lebensphilosophie vertraut gemacht geworden. Ganz in dem Sinn wünsche ich Euch allen eine wunderschöne Woche; Ob Schnee oder Sonnensschein. Und, da es sich als praktisch erwiesen hat wöchentlich zu schreiben ist es am nächsten Samstag wieder so weit – wenn nichts dazwischen kommt.
Gruss aus der fernen Vertrautheit und bis bälder
gL.



*Um die 9 Millionen Stadt Lima zu ernähren, benötigt man Unmengen von Fleisch. Und dessen Quelle fand man im raschwachsenden Hühnchen. Auf unserer Busreise in den Norden nach Mancora fuhren wir an riesigen Pollo-Farmen vorbei, welche wie Gewächshäuser aus der Wüste gestampft wurden. Man kann sich unmöglich vorstellen welche Konsequenzen der VIP (Very Important Pathogen) H5N1 hier hätte, garantiert desaströse.
**Da Pollo und Arroz den grössten Teil der peruanischen Nahrungsproduktion bestimmen, war es für asiatische Köche ein leichtes Spiel sich hier zu etablieren. Ganz im Gegensatz zu ihren israelischen oder türkischen Konkurrenten mit Falafel und Döner Kebab, welche – laut meinem israelischen Pizzaiolo – nicht einmal einen Monat überlebt hatten.
***Hier ein kleiner linguistischer Exkurs in die Vielfalt der spanischen Sprache. Es wird unterschieden zwischen lebendem und totem Fisch. Derjenige im offenen Meer (Seen gibt’s hier nicht en masse) nennt sich Pez, dagegen wird der gefischte auf meinem Teller landende Fisch Pescado genannt. Es handelt sich dabei um das Partizip des Verbs Pescar (fischen) – also „der Gefischte".
Der Jugo ist natürlich nichts anderes als ein Saft – was habt Ihr denn geglaubt?
****Notiz für alle besorgten Leser. Am nächsten Morgen ging es mir wieder Pudelwohl und wenn ich mich nicht täusche hatte ich in jener Nacht so gut wie nie zuvor geschlafen.
*****Wer mit der aktuellen Völkerwanderungstheorie vertraut ist, weiss dass die Südamerikanischen Ureinwohner einen gewissen asiatischen Touch haben.
Bildiographie:
1. Zeigt die Avenida Pardo, welche ganz und gar nicht repräsentativ für Lima ist. Links seht Ihr 2 Combis (kleinste Version) - es gibt noch 2 grössere Brüder.
2. In einem früheren Blog, hatte ich ein Wort über den Fluch der Inkas verloren. Ob's man glaubt oder nicht, dies ist kein Smog: Es sind dichte Nebelschwaden die von den Mittagsstunden bis in den frühen Abend über Lima ziehen. Hier der Wohnturm von meinem Arbeitsplatz aus gesehen.
+++ PS: Wer einen Kommentar hinterlassen möchte, kann dies ohne weiteres als Anonymus tun +++

3 Comments:

At 6:06 PM, Anonymous Anonym said...

hey Brüederherz...
De Text gfallt mer!
Die einsamkeit tuet der guet. Wirsch no richtig tüüfsinnig! Hesch demfall i mis Buech ine glee?
Heb der Sorg und i denk a di!

 
At 11:23 AM, Anonymous Anonym said...

ueeeee Schili!
äntli schaffis mal dir z'schriibe, nachdem ich scho fascht en monet mit dine Erläbnis läbä und lache... hmm, es macht mi tierisch niidisch und bringt all mini verstaubte Errinnerige a s'Land vo dä Inkas wider as Liecht. Bitte ga doch eimal für mich en Cheese-Dog go ässä. mit mindeschtens drü verschidene Sauosse (Dudenethische-Kompromiss). Aber nöd, das wider überem WC landisch :-/ machsch eigentli au mal no Ferie?? wänn ja, wo?? und wie isch das so mit pünktlichkeit? hät sich da was g'änderet i dem Land, oder isch es so logisch, dass es nöd emal für erwähnenswürdig befindsch? Din Schriibschtil isch überigens richtig geil und eifach wie Schoggi zum läsä... apropo Schoggi, bruuchsch es Päckli mit Aightgenössische Spezialitäte?? Funktioniert det une beschtens als vorteilverschaffends Gschänk (Beschtächig giz ja nöd, oder??) oder eifach susch für die loiz wo gern (becho) häsch. Sötsch ja mittlerwiile wüsse, wies uf Süesses abfahred (Dulce de Lecce *schüttel*). just Tell me...
Hey ja, ansuschte wünschi dir no e schöni Ziit und so in Lima und tuesch nöd z'wild und so und überhaupt

dear greez

Jay

 
At 1:06 PM, Anonymous Anonym said...

tschou gilles,
ou ig mäude mi ändlech mou (grad vori hani ändlech ou am mischa mou äs mail zrügg gschickt.) Super ungerhautig di blogg - respect!! bi grad am WEF bewache und s'isch jo sooo längwilig. mir betriebe äs KA (kranke Abteilig) und hei chuum patiente, auso düe mr game u fium luege. abr das chönnt ig deheim eigentlech ou, weis nid genau wiso mr hie si....
wenigschtens heimers luschtig und i 8 tag darfi wider zrügg is ziviuläbe - judihui.
machs no guet und ig mäud mi bi glägeheit wider eis. greez alain

 

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