El pequeño peruano

Hier findet ihr Berichte, Informationen, Gestaendnisse, Photos und Erzaehlungen; und mit ein wenig Geduld auch immerwieder neue Berichte, Informationen, Gestaendnisse, Photos und Erzaehlungen...

Dienstag, Februar 14, 2006

Schon 2 Monate in Peru und dies am Valentinstag

Das Ziel, welches zum Weg führt

Unter den ganzen literarischen Hoch- und Tiefflügen, die ich Euch quasiwöchentlich durch den Äther schicke, ging verloren wofür ich eigentlich hierher genkommen bin. Ich absolviere mein obligatorisches Berufspraktikum meines Studiums mit der spanischen NGO CESAL. Ich hatte die einmalige Chance mein Projekt mehr oder weniger selbst zu gestalten ohne dabei natürlich die Interessen der NichtGovernementalenOrganisation zu vernachlässigen.
Im Jahre 2002 beziehungsweise 2004 wurden im Lurigancho-Chosica-Distrikt (Region und Provinz von Lima) einerseits 40 Häuser mit ökologischen Sanierungsanlagen (sistema ecologico) versehen und später anderseits 96 mit einer gemeinschaftlichen (sistema condominial) Anlage. Ich fand meine Aufgabe darin, diese zwei Systeme auf technische, ökonomische, soziale und ökologische Aspekte hin zu untersuchen und soweit möglich zu vergleichen. Ein Hauptanliegen der NGO ist dabei ausfindig zu machen wie flexibel die jeweiligen Anlagen in deren Implementierung in anderen Gebieten sind. So weit so gut.
Es stellte sich nun heraus, dass beim sistema condominial massive Unterhalts- und Konstruktionsmängel auftauchten, was ständige Veränderungen mit sich zog. So wurde zum Beispiel bei der Bodenprobe – welche bis in 7m Tiefe hätte reichen sollen – Geld und 5m gespart; wobei ganz unterging, dass der Untergrund nicht sandig sondern lehmig ist. Dadurch musste die Ursprungsidee, das gereinigte Wasser in den Untergrund versickern zu lassen gründlich überdacht werden und führte dazu, dass nun diese Sickerstollen in Chlorbehandlungsbecken umfunktioniert wurden. Das Chlor ist nötig, da der miese Unterhalt der Anlage, in Folge mangelnder Unterweisung des Personals, den ganzen Reinigunsprozess unterbrach. Damit entdeckte das Wartungspersonal das Hypochlorid als Wundermittel und setzte es bei der geringsten Geruchsentwicklung gnadenlos ein. Dies leider auch in der biologischen Stufe der Anlage, was die ganze Bakterienfauna killte und die gesamte Anlage zum Erliegen brachte. Dies liegt nun bald 3 Monate zurück. Eine Zeit in der das Personal gründlich instruiert wurde, die lieben Bazillen sich erholten und eine Pumpe installiert wurde, welche das gereinigte Wasser zurück in den kontaminierten Kanal führt.
All dies um zu sagen, dass es unglaublich schwer sein wird, diese zwei Systeme 1:1 zu vergleichen – doch was wär ein Leben ohne Herausforderungen? Graue Zuckerwatte!
Soviel zu den technischen Aspekten; die ökonomischen habe ich beinah gelüftet und die sozialen bedürfen noch einer Umfrage. Warte nur noch auf grünes Licht eines „dirigente" um im seinem Sektor die Leute ausquetschen zu dürfen. Damit nicht genug; derzeit durchkämme ich das Wörldweidwäb nach Adressen von Laboratorien, die in der Lage sind alle meine Wasseranalyse-Wünsche zu erfüllen. Nicht leicht, bei der Fülle an Untersuchungen, die ich benötige.
Achtung, jetzt wird’s langweilig – darum mache ich hier einen springenden Punkt mit den Worten: Es tut gut, gebraucht zu werden!
Idyllische Ungleichheit

Vergangen Freitag hatte ich mich entlich entschieden nach Barranco auszugehen, in jenes Quartier, welches …. Am meisten zu bieten hat. Doch nicht alleine; ich chloss mich einer franco-argentinisch-peruanischen Ausgehfraktion an, mit welcher wir zuerst in Luis’ neue Wohnung abstiegen um später dann im el „Bierhaus" unterzukommen.
Der Eintritt in diesen Party-Spelunke, welche übrigens auch dem Niederdorf alle Ehre gemacht hätte, war für Ausländer gratis (das nenn ich eine gelungene Intergrationspolitik). So wurden urplötzlich alle Peruaner in unserer Gruppe zu Brasilianerinnen und Venezuelanern. Es war laut, heiss, gedrängt, stickig, verraucht…normaler Ausgang halt*. Hier aber war die Musik auf uns nichtszahlende Bleichgesichter zugeschnitten, womit dieser Ausgang Einzug auf meine „Heimweh-erzeugende-und-in-Zukunft-zu-vermeidende-Sitruationen"-Liste bekam. Und nicht nur der Musikwegen fühlte ich mich ein wenig wie zuhause; sondern auch die bottom-up Perspektive liess mich in guten alten Zeiten schwelgen. Wie mir Till vor meiner Abreise bemerkt hatte; werde ich hier wohl kaum so pequeño sein, wie die meisten** mich kennen – und dabei hatte er Recht.
Auch aus diesem Grund, verlor ich nach meinem ertsen Barbesuch meine Sippe aus den Augen, und dies bis heute.
Egal, dann schwing’ ich mein Tanzbein auch alleine, was aber definitiv eine Unmöglichkeit ist. Mit 200Leuten auf 20m2 ist man nicht alleine, so befand ich mich urplötzlich in Begleitung einer Peruanerin, welcher ich, mehr oder minder freiwillig, meinen Gin Tonic auszutrinken anbot. Karina***, war mit Ihrer ponischen Kollegin unterwegs und hatte ebenfalls ihre Leute verloren. So kam es, dass ich fürs Wochenende nach Aucun eingeladen wurde.
Wie abgemacht, machten wir tagsdarauf am besagten Ort ab, um eine 2stündige Combifahrt auf uns zu nehmen... und dies zur Unsumme von umgerechnet 80 Rappen. Karina, hatte bereits erwähnt, dass es sich um eine Wohnung ihrer Familie handelte, doch nicht, dass ihr Vater Admiral ist und dass ich das Wochenende auf einem Marinestützpunkt verbringen werde. Nach einem westbankwürdigen Checkpoint und einer weiteren halben Stunde Mototaxi, eröffnete sich uns die Sicht auf eine paradiesische Bucht, wo Bungalows, Swimmingpool und Palmen der Wüste den Platz streitig machen. Alle in zivil - trotzdem liegt ein hierarchisch-elitärer Duft in der Luft. So bewohnt Karinas Familie eine grössere Wohnung als jene der tiefergradierten Offieziersfamilien. Es wurde nicht salutiert, doch man liess es sich ansehen welchen Grad man bekleidet.
Abgesehen davon, dass meine Pazifistenalüre nicht gut ankam und ich eh nicht so der Am-Strand-braten-Typ bin, nahm ich leider noch weitere schlechte Erinnerungen mit nach Lima.
Hier ist nicht alles Friede Freude Eierkuchen. Ich musste miterleben wie das Personal der Anlage aufs übelste schikaniert wurde, wie dieses sinnlos herumgehetzt wurde und wie sich die Gäste keine Gelegenheit ausliessen ihre offensichtliche Überlegenheit zu demonstrieren; egal ob Opa, Mutter oder 5jähriger. Dies war mir auch schon in Lima aufgefallen, doch hier konnte ich nicht wegschauen. Meine humanistisch-rationale Erziehung bewegte mich dazu, eine Erklärung auf dieses Verhalten zu suchen. Ich vermute sogar, dass auch der ausgesprochene Sinn für Gerechtigkeit, den ich damals in Ayacucho zu spüren bekam, eine Erklärung in dieser Antwort findet.
Man muss wissen, dass Peru bis vor kurzen zu einem grossen Teil in der Hand des Sendero Luminoso war; eine terroristische Organisation, welche jahrelang Angst und Schrecken verbreitete. Dies ist nun vorbei und die Peruaner entdecken neue Freiheiten und setzen alles daran ein besseres Morgen als Gestern zu haben. Mit den neuen Freheiten, kamen auch neue Möglichkeiten. Die erlangene Sicherheit machte unzähligen Clubs**** den Weg frei, welche nun die ganze Küste privatiert haben. Aber es ging zu schnell. Keine Zeit sich daran zu gewöhnen, es ist ein stetiger Wandel in welchem man von Privilegien überrumpelt wird und diese nicht handzuhaben weiss.
Womöglich habe ich hiermit gar nix beantwortet sondern nur Verwirrung und Kopfschütteln gesäht (sofern man schüttelnde Köpfe sähen kann). Aber vielleicht findet man in diesem Liberalismus-Keimling einige Erklärungen auf Fragen die sich beim Anblick reifer und dekadenter Gross-Marktwirtschaften stellen.
Ich weiss nicht was ich alles von diesem Urlaub in Erinnerung behalten werde; eines aber ganz sicher. Am Samstag Abend machte mich Karinas Bruder auf eine Lady aufmerksam, die sich zugegebenermassen sehr vorteilhaft präsentierte und ganz klar der Mittelpunkt der Gruppe dort drüben war. Auf meine stümperhafte Nachfrage hin, wer das sei, darf ich mich nun glücklich schätzen an jenem 11.Februar die Miss World 2004 Maria Julia Mantilla Garcia gesehen zu haben.
Damit kann ich diesen Bericht mit einer hübschen Nachricht beenden.
Frage der Woche

Auch diese Woche beschäftige ich mich mit einer fundamental-essentiellen Frage.
Warum sind Wattestäbchen auf der ganzen Welt blau? Vermittelt die Frabe blau ein Gefühl von Reinheit und Frische? Sind diese Stäbchen blau, weil sie das Halsshakra – welches bekanntlich blau leuchtet – aktivieren, und damit die Ohren entstopfen, so wie wir auch für den Druckausgleich bei einer Passfahrt tief schlucken müssen? Blau ist auch die Farbe der Ruhe, der Erholung und der Entspannung, welche wir dringend benötigen bei dem mühsamen Gegrübel, das beim kleinsten Fehler buchstäblich ins und durchs Auge gehen kann.
Aber womöglich ist es nur eine Frage der Ästethik. Im Zeichenunterricht haben wir gelernt, dass Komplementärfarben sich gegenseitig ergänzen – da nun Ohrenschmalz in den Farben Gelb bis Orange vorkommt ist es naheliegend die Stäbchen blau zu färben.
Doch all dies ist nur vagste Spekulation!
Auflösung letzter Woche:
Der Minutenzeiger ist so lang, damit er die Minutenskala erreicht. Aber wie ein fleissiger Abonent bemerkte; sei mir das womöglich entgangen, da hier diese vier Striche zwischen jeder Zahl, nur der Dekoration dienen und damit genausogut weggelassen werden könnten.
Ich freue mich schon auf die 7 ab 7 Forchbahn!

...?
Einige fanatisch Leser haben ihre Sorge bezüglich meines letzten Eintrages bekundet. Bis anhin weiss ich nicht mehr als ihr. Habe keinen weiteren Anruf erhalten und bin so oder so dermassen vom Alltag eingenommen, dass mir all das irgendwie gar keine Sorgen macht.
Es geht mir gut, da könnt ihr sicher sein. Hoffe es geht Euch allen genauso wie mir.
Grüesse in die weite schöne Welt - oder was wir von ihr übrig gelassen haben.
Hasta pronto
gL.


*ich heiss nicht woher dieser linguistischer Krüppel her kommt; habe aber keine adequate Übersetzung ausfindig gemacht. „Eben" triffts es halt nicht ganz.
**Special-Thanx to all people shorter than me. But how K. F. from E. b.Z would say: I’m not small, I’m just concentrated.
***Ihren Namen erfuhr ich gut eine Stunde später als wir uns zu dritt an einen von den dröhnenden Beats verschonten Tisch setzten.
****In Peru findet man unzählige Clubs (öffentlich oder privat) in welchen man sich sportlich, künstlerisch oder auch gar nicht betätigen kann. Meist am Meer gelegen und immer als Hochsicherheitstrakt gestylt.
Bildiographie
1. Einmal mehr hat sich ein Blick aus dem Fester gelohnt. Diese zwei Männer verbildlichen die peruanische
Arbeitsmoral und deren Sicherheit ziemlich treffend.
2. Ein Bild unter vielen der Miss 2004 - eigentlich sollte auf Karinas Kamera eine Trophäenbild mit uns beiden sein...und andere Zeugnisse meines Militärurlaubs - liegen aber noch nicht vor.
3. Damit ihr nicht vergesst, dass es Zürich auch schon ohne Schnee gab :-)